Nicht die Größe des Bekanntenkreises ist relevant, sondern die Qualität der Beziehungen

Einsamkeit verstärkt das Leid

von Holger Westermann

Wer sich einsam fühlt empfindet die Symptome einer akuten Erkrankungen bedeutend belastender als Menschen mit solidem sozialem Rückhalt. Bekannt ist, dass soziale Isolation Krankheiten hervorrufen kann und die Anfälligkeit für Infektionen erhöht. Nun zeigt sich auch ein bedeutender Effekt auf das subjektive Empfinden, auf den Leidensdruck erkrankter Menschen.

Einsamkeit macht Menschen krank. Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein geschwächtes Immunsystem und psychische Probleme sind typische Folgen. Ein Forscherteam der Rice University in Houston (Texas, USA) interessierte sich für das subjektive Leiden an den Symptomen einer akuten Erkrankung. Dazu luden sie mehr als 200 Freiwillige zu einem psychologischen Test, um die Qualität (Größe und Solidität) ihres sozialen Umfelds aus Freunden und Familie zu vermessen. Anschließend infizierten die Wissenschaftler alle Versuchsteilnehmer mit einem Erkältungsvirus (Rhinovirus). die Erkrankung brach bei 160 Probanden aus, die für fünf Tage in einem Hotel untergebracht wurden. Hier kurierten sie ihre Erkältung in Einzelzimmern aus. Soziale Kontakte beschränkten sich auf zufällige Begegnungen auf dem Flur. Während des Experiments notierten die Erkrankten ihre subjektive Einschätzung zu Art und Schwere ihrer Symptome.

Die Datenanalyse ergab einen eindeutigen Zusammenhang zwischen gefühlter Einsamkeit beim psychologischen Vortest und der empfundenen Belastung durch die Erkältungssymptome. Dabei war weniger die Größe des sozialen Netzwerks relevant als deren Belastbarkeit. Intensive Freundschaften linderten den Leidensdruck wirksamer als zahlreiche.

„Einfach ausgedrückt: Wer sich einsam fühlt und erkältet ist, fühlt sich schlechter als weniger einsame Kranke“, fassen die Forscher das Ergebnis ihrer Studie zusammen. So wie gefühlte Einsamkeit ernsthafte Erkrankungen provoziert, können solide Sozialbeziehungen den subjektiven Leidensdruck senken „.auch wenn es nur damit zu tun hat, wie wir uns fühlen, und nicht unbedingt, wie stark wir unsere Nase wirklich schnäuzen".

Quellen:

LeRoy, A.S. et al. (2017): Loneliness Predicts Self-Reported Cold Symptoms After a Viral Challenge. Health Psychology, online veröffentlicht 30.03.2017. doi: 10.1037/hea0000467

Erstellt am 5. April 2017
Zuletzt aktualisiert am 5. April 2017

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Gesundheitsrisiko Temperatursturz im April

Nach einer rekordverdächtigen Warmwetterphase von Februar bis Mitte April, ist jetzt das kühle wechselhafte April-Wetter mit Wind, Regen und vereinzelt auch Schneefall zurück. Der Temperatursturz um 15 bis 20°C ist an sich schon ein Gesundheitsrisiko, doch die physiologische und psychologischen Herausforderungen sind diesmal besonders drastisch. weiterlesen...


Admarker

Der digital Asthma-Helfer für die Tasche

Breazy Health


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...