Koffein provoziert bei Herzinsuffizienz keine Rhythmusstörungen

Kaffee kann auch schwache Herzen nicht irritieren

von Holger Westermann

Koffeinkonsum steht im Verdacht nicht nur den Herzschlag zu beschleunigen, sondern auch Herzrhythmusstörungen auszulösen. Gesunde Menschen können damit ganz gut leben. Der kleine Kick am Morgen oder nach dem Mittagessen ist sogar erwünscht. Für Menschen mit Herzinsuffizienz kann die provozierte Rhytmusänderung aber ein Gesundheitsrisiko bedeuten. Eine Studie aus dem Kaffeeanbauland Brasilien signalisiert nun Entwarnung.

Forscher der Universidade Federal do Rio Grande do Sul in Porto Alegre (Brasilien) haben in einer kleinen randomisierten klinischen Studie (51 Teilnehmer davon 14 Frauen) die Wirkung von Hochdosiertem Koffein auf ältere Patienten (durchschnittlich 61 Jahre) mit diagnostizierter systolischer Herzinsuffizienz (NYHA-Stadien I bis III; Maximalwert wäre IV). Alle Patienten hatten einen Defibrillator (ICD) implantiert, der kritische Herzrhythmusstörungen erkennt und mit einem Impuls eingreift (im Gegensatz zu Herzschrittmachern, die ohne akuten Anlasse unablässig arbeiten). Fast alle Patienten standen unter einer Therapie zur Blutdrucksenkung mit Betablockern oder Medikamenten zur Regulation des Salz- und Wasserhaushalts.

Die Defibrillatoren verhinderten eine fatale Eskalation, falls Rhythmusstörungen auftreten und dienen als sensibles Messinstrument für genau diese riskanten Störungen. Im Experiment erhielten die Patienten im Abstand von jeweils einer Stunde fünf mal je eine Tasse entkoffeinierten Kaffee - entweder mit 100mg Koffeinpulver (Koffeingruppe) oder mit Laktosepulver (Placebogruppe). Dabei zeigte sich, dass in der Koffeingruppe Herzrhythmusstörungen nicht häufiger auftraten als in der Placebogruppe, eher weniger.

Kammerflimmern ( ventrikuläre Arrhythmie, ventrikuläre Fibrillation) wurde in den fünf Stunden bei den Patienten der Koffein-Gruppe seltener registriert (185 Extrasystolen, 16 Tachykardien) als in der Placebogruppe (239, 19). Beim Vorhofflimmern (supraventrikuläre Arrhythmie) traten jeweils 6 Ereignisse auf. Insofern schließen die Forscher in ihrem Fazit für Patienten mit manifester Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ein durch Koffein akut erhöhtes Herzrhythmus-Risiko aus. Inwiefern langfristige Effekte wirksam werden, dass täglicher Kaffeegenuss die Herzgesundheit langfristig beeinträchtigen kann, konnten sie aufgrund dieser Studie nicht ausschließen. Kritisch könnte auch sein, wenn koffeinentwöhnte Konsumenten (Schonkaffee-Trinker) überraschend mit hohen Koffeinkonzentrationen konfrontiert werden - beispielsweise durch Espresso (110mg/100ml). Cola (10mg/100ml) oder typische Energydrinks (32mg/100ml) sind dagegen eher unbedenklich, eine normale Tasse schwarzer Tee (35mg/100ml) oder Kaffee ist stärker (80mg/100ml).

Quellen:

Zuchinali, P. et al (2016): Short-term Effects of High-Dose Caffeine on Cardiac Arrhythmias in Patients With Heart Failure - A Randomized Clinical Trial. Journal of the American Medical Association JAMA Internal Medicine, online veröffentlicht am 17.10.2016. doi:10.1001/jamainternmed.2016.6374

Erstellt am 18. Oktober 2016
Zuletzt aktualisiert am 18. Oktober 2016

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Gesundheitsrisiko Temperatursturz im April

Nach einer rekordverdächtigen Warmwetterphase von Februar bis Mitte April, ist jetzt das kühle wechselhafte April-Wetter mit Wind, Regen und vereinzelt auch Schneefall zurück. Der Temperatursturz um 15 bis 20°C ist an sich schon ein Gesundheitsrisiko, doch die physiologische und psychologischen Herausforderungen sind diesmal besonders drastisch. weiterlesen...


Admarker

Der digital Asthma-Helfer für die Tasche

Breazy Health


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...