Regelmäßige Lektüre verbessert nicht nur die geistige Fitness

Leser leben länger

von Holger Westermann

Sport und ausgewogene Ernährung, Verzicht auf Zigaretten und Abstinenz vom Alkohol gelten als Garanten für ein langes Leben. Den Körper regelmäßig fordern und auf Vergiftung verzichten fördert die Gesundheit. Inzwischen rückt auch das intellektuelle Engagement in den Fokus der Forscher: Ältere Erwachsene, die sich regelmäßig in Bücher und Zeitungen vertiefen, dürfen auf ein langes Leben hoffen.

Für ihre Studie nutzen die Wissenschaftler der Yale University School of Public Health in New Haven (Connecticut, USA) 3.635 Datensätze der Health and Retirement Study (HRS). Die HRS ist eine Langzeitstudie an älteren Erwachsenen (> 50 Jahre alt) unter Leitung der University of Michigan (Ann Arbor, Michigan, USA). Seit dem Start der Studie 1992 werden im wachsenden Teilnehmerkreis alle zwei Jahre mit einem umfangreichen Fragebogen individuelle Informationen zum Lebensstil erhoben; beispielsweise über Erwerbstätigkeit (die in den USA nicht zwingend mit dem 65 Geburtstag endet), Vermögen Einkommen und Altersvorsorge sowie Freizeitgestaltung aber auch Krankenversicherung (und damit ungehindertem Zugang zu medizinischer Versorgung, in den USA keine Selbstverständlichkeit) oder geistige und körperliche Gesundheit.

Bei Menschen, die sich besonders intensiv mit Lektüre beschäftigten (das obere Drittel der untersuchten Datensätze) war das Sterberisiko um 20% reduziert, nachdem konkurrierende Faktoren wie Geschlecht, Bildung, andere Erkrankungen (Komorbiditäten), Selbsteinschätzung der Gesundheit, finanzieller und sozialer Status, Familienstand und Depression statistisch herausgerechnet worden waren. Berücksichtigt man den gesamten Untersuchungszeitraum von 12 Jahren, bedeutet dies eine durchschnittliche Verlängerung der Biographie um 23 Monaten.

Schon eine halbe Stunde tägliche Lektüre hat einen statistisch relevanten Effekt. Wobei Bücherlesen sich eher positiv bemerkbar macht als der Konsum kurzer Texte in Zeitungen und Zeitschriften (wahrscheinlich auch im Internet, doch das wurde nicht untersucht). Was genau diese erstaunliche Gesundheitswirkung auslöst ist bislang nicht bekannt - auch die Autoren der Studie können dazu nur spekulieren. Womöglich ist die beruhigende Wirkung des Lesens, insbesondere des Bücherlesens dafür verantwortlich. Eventuell ist aber auch die geistige Anregung selbst der Stimulus, der letztendlich auch der körplichen Gesundheit zugute kommt.

Um wieviel besser müsste es dann erst um die Gesundheit der Menschen bestellt sein, die Lesbares nicht nur konsumieren sondern auch produzieren - daraus nährt sich die Hoffnung des Autors.

Quellen:

Bavish, A. et al (2016): A chapter a day: Association of book reading with longevity. Social Science & Medicine 164: 44 - 48. doi: 10.1016/j.socscimed.2016.07.014.

Erstellt am 9. September 2016
Zuletzt aktualisiert am 9. September 2016

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