Wetter

Wedelnde Hundstage

von Holger Westermann

Wertwiesenpark

In gewöhnlichen Jahren markieren die Hundstage zwischen dem 23. Juli und 23. August die wärmste Periode des Jahres. Doch heuer (in diesem Jahr) war das Wetter wenig hochsommerlich. Es dominieren Tiefdruckgebiete mit Gewittern und Starkregen, Hochdruckgebiete gewannen bislang nur für kurze Episoden Oberhand. Das Wetter wedelt hin und her - und so wird es wohl auch blieben.

Deutschland und Österreich sind in Sommerferien, doch adäquates Wetter ist hierzulande nicht in Sicht. Es bleibt unbeständig. Eine Kette von Tiefdruckgebieten garantiert regen Wetterwechsel. Derzeit präsentieren die Ausläufer des Tiefs „Brigitte“ Schauer und Gewitter. Dabei lag die Durchschnittstemperatur deutschlandweit im Juli mit 18,6°C um 1,7°C über dem Mittel der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Verglichen mit dem jüngeren und wärmeren Vergleichszeitraum 1981 bis 2010 betrug die Abweichung deutschlandweit immerhin noch +0,6°C (in Österreich sogar 1,2°C). Vielerorts fiel reichlich Regen. Klimatologe Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien konstatiert: „In der österreichweiten Auswertung brachte dieser Juli 25% mehr Regen als im vieljährigen Mittel. In einigen Regionen gab es sogar mehr als doppelt so viel Regen wie im Mittel, wie im niederösterreichischen Donauraum mit plus 130% mehr Niederschlag." In Deutschland war der Juli vielerorts zu trocken. Im Westen fielen regional nur knapp 10 l/m² Regen. Mit rund 68 l/m² fehlten rund 12% zum vieljährigen Mittel von 78 l/m². In letzten Wochen entwickelten sich jedoch in schwülwarmer Luft örtlich kräftige Gewitter mit Starkregen und Hagel. Mancherorts gingen in kurzer Zeit erhebliche Regenmengen nieder. Die höchste Tagessumme wurde am 27.07. mit 98 l/m² in Meyenburg (Mecklenburg-Vorpommern) gemessen; die größte Monatsmenge mit über 300 l/m² im Berchtesgadener Land (Bayern).

Während der ersten Juliwochen war das Wetter nördlich des Mains meist kühl, im Süden dagegen warm, oftmals auch schwül. Die gefühlte Temperatur lag vielmals deutlich über dem Thermometerwert. Im Norden dominierten Ausläufer heranziehender Atlantiktiefs und hielten die Temperatur auf niedrigem Niveau. Genau diese Konstellation wiederholt sich nun. Das Tief „Brigitte“ (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) zieht von der westlichen Nordsee über Dänemark nach Skandinavien. Die Fronten streifen über Norddeutschland und bringen Wolken, Schauer und einzelne Gewitter. Im Südwesten und südlich der Donau ist dagegen der Einfluss des Azorenhochs zu spüren. Dort wird es zunehmend freundlicher und es bleibt weitgehend trocken. Zum Wochenende überwiegt der Sonnenschein. Dementsprechend unterschieden sich auch die prognostizierten Tagesmaxima: 22°C an der Nordsee und 29°C am Oberrhein, im Osten Österreichs sind auch mehr als 30°C möglich.

Zum Abend und in der Nacht zum Sonntag greifen allerdings wieder kräftige Gewitter auf Österreich und Süddeutschland über. Diese können Unwetterqualität erreichen, es muss mit Starkregen um 30 mm und Hagel gerechnet werden. So bleibt es am Sonntag im Süden feuchtwarm mit teils kräftigen Schauern und einzelnen Schwergewittern. Derweil kommt die kühlere Luft aus dem Norden langsam südwestwärts voran. Die Höchstwerte liegen zwischen 19°C auf Sylt sowie im höheren Bergland und 26°C im Breisgau oder schwülen 31°C in Wien.

Nach Durchzug der Gewitterfronten beruhigt sich das Wetter wieder. Ab Mitte der Woche setzt sich im Südosten vorübergehend wieder freundliches, weniger schwüles Wetter durch (25 - 29°C). Im Nordwesten bleibt es vorerst regnerisch und vergleichsweise frisch (20 - 25°C). Für wetterempfindliche Menschen sind es vorrangig die Frontdurchgänge mit dem rasanten Wechsel der gefühlten Temperatur, charakterisiert durch ansteigende Luftfeuchte und Schwüle - Gewitter mit Starkregen und starker Abkühlung - Kaltlufteinstrom mit Temperatursturz, die das Wohlbefinden beeinträchtigen und die Gesundheit belasten. Insofern tröstet der Hinweis wenig, dass im Juli die Durchschnittstemperatur nur wenig zu hoch und die Sonnenscheindauer durchaus durchschnittlich war.

Quellen:

M.Sc.-Met. Anna Wieczorek: Hundstage weiterhin wechselhaft! Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 29.07.2016

Deutschlandwetter im Juli 2016 - Ein warmer, zu trockener und durchschnittlich sonniger Monat. Pressemitteilung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 29.07.2016

Wechselhafter Juli 2016: warm und nass. Pressemitteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien vom 29.07. 2016.

 

Erstellt am 29. Juli 2016
Zuletzt aktualisiert am 31. Juli 2016

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