Wetter

Temperamentvolle Temperaturwechsel

von Holger Westermann

Typisch April: Nach 21°C und Sonnenschein regnet es entlang des Rheins bei garstigen 13°C. Derweil treibt östlich von Harz und Schwarzwald subtropische Warmluft die Temperatur über 20°C; in Regensburg wurden 25,6°C gemessen. In der feucht-warmen Luft bildeten sich einzelne aber kräftigere Gewitter mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel. Nur Schnee fällt inzwischen nicht mehr - es sei denn die Wetterlage verändert sich in Kürze noch einmal.

Inzwischen kommt die von Nordwesten eingeflossene kühle und feuchte Meeresluft südostwärts voran, alsbald füllt sie ganz Mitteleuropa. Das Tiefdruckgebiet „Myrna“ (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) verlagert sich von Norddeutschland nach Südschweden. Dessen Kaltfront überquert derzeit zunächst Deutschland und dann Österreich. Die Warmluft wird aus Mitteleuropa Richtung Balkan hinausgeschoben.

Auf das Tief „Myrna“, das sich unter Abschwächung nordostwärts verlagert, folgt das nächste Atlantiktief „Ninotschka“. Beide Tiefs verschmelzen über dem Norden Europas zu einem umfangreichen Tiefkomplex, der den Zustrom kalter und feuchter Polarluft stabilisiert. Das nasskalte Wetter wird die Menschen in Mitteleuropa mehrere Tage begleiten. Wolken, Regenschauer und seltene Sonnenscheinepisoden wechseln in rascher Folge - typisches Aprilwetter.

Dabei steigt die Lufttemperatur nur bis 15°C; die gefühlt Temperatur verharrt durch Wind und Regen deutlich darunter. So werden am heutigen Mittwoch auch in der Osthälfte "nur" noch Höchstwerte um 16 Grad erreicht. Hat sich die Kaltluft etabliert, sinkt die Temperatur durch den Niederschlagsabkühlung unter 10°C. In den Alpen kann oberhalb von etwa 900m sogar wieder ein wenig Neuschnee fallen.

Hierzulande sind derart markante Luftmassenwechsel Anfang April typisch. Zu dieser Jahreszeit entstehen große Temperaturgegensätze in geographisch enger Nachbarschaft, zwischen dem nach langem Winter noch sehr kalten Nordeuropa und dem mit rasch ansteigendem Sonnenstand bereits deutlich erwärmten Südeuropa. Je nachdem woher der Wind weht, wo ein mächtiges Tiefdruckgebiet auf seinem Zug vom Atlantik nach Skandinavien gerade pausiert, strömt subtropische Warmluft (wenn Mitteleuropa an der Ostseite / Vorderseite des Tiefs liegt) oder polare Kaltluft (wenn Mitteleuropa an der Westseite / Rückseite des Tiefs liegt) heran und bestimmt das Wetter hierzulande.

Glücklicherweise ist der „Myrna-Ninotschka“-Tiefdruckkomplex nur vorübergehend stabil. Er erodiert bereits über das Wochenende und ab Sonntag setzt sich sukzessive eine spürbare Lufterwärmung durch. Erhalten bleibt aber der wechselhafte Wettercharakter: Weiterhin typisches Aprilwetter, aber ein wenig wärmer.

 

Quellen:

Dipl.-Met. Johanna Anger: Typisch April - Temperaturen auf Berg- und Talfahrt. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 06.04.2016

Erstellt am 7. April 2016
Zuletzt aktualisiert am 7. April 2016

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