Wetter

Frühlingsintermezzo

von Holger Westermann

Innerhalb einer Woche wandelt sich das Wetter von strengem Frost mit schneebedeckter Landschaft zu frühlingshafter Wärme, um dann wieder spätwinterlich abzukühlen. Die Wetterentwicklung ist spektakulär. Derzeit erleben die Menschen in Mitteleuropa die angenehme Phase - sofern sie nicht allergisch auf die Pollen von Hasel und Erle reagieren.

Lange Zeit dominierte hoher Luftdruck über Skandinavien das Wetter hierzulande. Dadurch wurden die vom Atlantik herzanziehenden Tiefdruckgebiete blockiert und aus Osten strömte extrem kalte Festlandsluft heran. Doch inzwischen haben auf dem Atlantik mehrere Tiefs so viel Fahrt aufgenommen, dass die Hochdruckblockade ostwärts verschoben wurde. Ein ganzer Reigen stürmt heran: „Yukon“, „Zaid“, „Arvin“ und „Belrem“ bilden einen großräumigen Tiefdruckkomplex (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum), der von Grönland bis vor die Küste der Iberischen Halbinsel reicht. Im Zusammenspiel mit einen Hoch über dem zentralen Mittelmeerraum (Luftströmung im Uhrzeigersinn um das Zentrum) entsteht eine stabile Südströmung mit der sehr warme Saharaluft nach Mitteleuropa transportiert wird. Dabei wird auch sehr viel Staub nordwärts getragen, so dass Morgenrot und Abendhimmel sehr intensiv gefärbt sind; tagsüber bleibt es ungewöhnlich diesig. Höhepunkt des Saharastaub-Effekts wird für Mittwochmorgen erwartet.

Es ist ein hartes Zirkeltraining für den Kreislauf; noch vor wenigen Tagen plagte bei strengem Frost und kräftigen Wind eine gefühlte Temperatur von -20°C, heute locken über +20°C bei Windstille im Sonnenschein ins Freie. Selbst im Bergland und niedrigne Lagen der Alpen steigt die Temperatur auf 10 bis 14°C. Dabei ist der Tagesgang, die Differenz zwischen der kältesten und wärmsten Temperatur auch aktuell beeindruckend. Am frühen Morgen bildet sich nach sternklarer Nacht bei leichtem Frost noch Reif, mittags misst das Thermometer über 17°C.

Ein Tagesgang von 20°C bedeutet rasant ansteigend Temperatur während des Vormittags. Für Menschen mit instabilem Kreislauf ist das eine spürbare Gesundheitsbelastung. Ältere Menschen müssen mit Schwindelanfällen rechnen, bei raschem aufstehen oder körperlicher Belastung. Beim Autofahren kann die immer noch recht tiefstehende Sonne blenden und die gefühlte thermische Belastung verstärken. Eine andere typische Risikogruppe für Schwindel und Antriebsschwäche bei dynamischen Tagesgang sind Teenager-Frauen mit niedrigem Blutdruck. Den betagten und den jungen Menschen könnte kurzfristig helfen, viel Wasser zu trinken um die Blutmenge zu vergrößern und so den Kreislauf zu stabilisieren.

Menschen, deren Immunsystem ungezügelt auf Pollen von Hasel und Erle reagiert erleben schwierige Tage. Durch die lang anhaltende Kälte verzögerte sich die Pollenreife - nur um jetzt mit großer Vehemenz durchzubrechen. Die frühlingshafte Wärmephase währt hinreichend lang, um die Pollen der Frühblüher reifen zu lassen und deren Verteilung einzuleiten. Bei Windstille werden sie trotz der prognostizierten Temperaturmaxima von bis zu 20°C vorerst nicht allzu weit verbreitet.

Das ändert sich, sobald wieder Kaltluft nach Mitteleuropa strömt. Das Frühlingsintermezzo wird wahrscheinlich weniger als eine Woche anhalten, dann folgt nochmals eine Kältephase. Wie drastisch die Temperaturentwicklung bei dieser Wetterumstellung ausfallen wird, lässt sich derzeit noch nicht seriös vorhersagen, doch alle Modellrechnungen zeigen in diese Richtung. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es noch einmal winterlich, bevor sich der Frühling immer deutlicher durchsetzen kann.

Quellen:

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel: ARVIN und BELREM pusten den Frühling nach Deutschland. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 17.02.2021

Dipl.-Met. Adrian Leyser: Wie ungewöhnlich wird die Februarwärme? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 18.02.2021

Dipl.-Met. Marcel Schmid: Durch Vorfrühlingswetter geht es der Schneedecke an den Kragen. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 21.02.2021

Erstellt am 21. Februar 2021
Zuletzt aktualisiert am 21. Februar 2021

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