Wetter

Rangelei in der Atmosphäre

von Holger Westermann

Derzeit erfreut das Hochdruckgebiet „Steffen“ die Menschen in Mitteleuropa mit frühsommerlichem Wetter. Doch der hohe Luftdruck mit „warmem Wind von oben“ wird durch ein Höhentief gestört, das sich von Osten heranschiebt. Das Barometer zeigt weiterhin auf „schön“, doch tatsächlich wird das Wetter kühl und zunehmend wechselhaft.

Ein Hochdruckgebiet entsteht durch absinkende Luft, die dabei dichter wird und sich erwärmt (adiabatische Erwärmung). Damit kann die Luft auch mehr Wasserdampf aufnehmen. Bleibt die Wasserdampfmenge konstant, sinkt die relative Luftfeuchte. So ist das typische Hochdruckwetter warm, sonnig (Wolken aus Wasserdampf lösen sich auf) und trocken. Die Luftbewegung von oben nach unten erfolgt langsam und bewirkt am Boden kaum Wind (im Gegensatz zur auftsteigenden Luftbewegung in Tiefdruckgebieten).

Derzeit bestimmt hierzulande das über der Nordsee liegende kräftige Bodenhoch „Steffen“ das Wetter. Es schirmt Mitteleuropa gegen den Ansturm von Tiefdruckgebieten ab, die vom Atlantik heran ziehen. Doch die Ruhe trügt. Denn die existenzielle Bedrohung des Hochs kommt diesmal von Osten. In höheren Luftschichten schiebt sich ein Kaltlufttropfen heran (Meteorologen sprechen von einem „Höhentrog“ oder “Höhentief“). Dies ist ein Gebilde tiefen Luftdrucks mit sehr kalter Luft in der höheren Troposphäre über 5.000m Höhe. Das Höhenhoch und damit der Schwerpunkt von „Steffen“ liegt über Schottland und somit hat der Kaltlufttropfen freie Bahn über ganz Mitteleuropa hinweg.

In den kommenden Tagen kann sich infolge des mit „Steffen“ in der oberen Troposphäre rangelnden Höhentiefs eine hohe nordöstliche Strömung ausbilden. So bilden ungeachtet des Hochdrucks am Boden Wolken aus denen es auch regnen kann - obwohl das Barometer weiterhin „schön“ anzeigt. Erst am Pfingstsonntag setzt sich unter dem osteuropäischen Höhentiefkomplex auch am Boden ein kleines Tief von Osten kommend zu einen Angriff auf Hoch „Steffen“ an, das dann Richtung Skandinavien ausweicht. Somit kann sich das kleine Bodentief nach Westen schieben und gewinnt zunehmend, wenn auch nur kurzzeitig, Einfluss auf das Wetter in Mitteleuropa. Der Wetterwechsel breitet sich also ungewöhnlich von Südosten nach Nordwesten aus. Doch am Pfingstmontag wird sich das Wetter wieder beruhigen und zunehmend sonnig und warm. Die Rangelei mit einem Höhentief aus dem Osten bleibt eine kurze Episode.

Quellen:

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel: Ein Höhentief kontra Bodenhoch STEFFEN. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 28.05.2020

Erstellt am 28. Mai 2020
Zuletzt aktualisiert am 28. Mai 2020

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