Wetter

Frühzeitig furchtbares Frühlingserwachen

von Holger Westermann

Erle

Nach Schnee und Eis weckt die angekündigte Wärmewelle Hoffnung auf erste Frühlingstage. Doch dazu ist die Episode zu kurz. Zudem dämpfen Sturm und Wolken jegliche Frühlingsgefühle - da hilft auch keine Lufttemperatur von 15°C. Der kräftige Wärmereiz genügt aber, um die Gesundheit vieler Menschen zu belasten.

Der Temperaturanstieg wird diesmal besonders markant. Während einer Hochdruckwetterlage kühlte die Luft nachts sehr stark ab, schon abends bildete sich in frostiger Luft Reif auf Wegen und Wagen. Andernorts sank in feuchtkaltem Nebel die gefühlte Temperatur deutlich, oder einsetzender Regen gefror auf tiefgekühltem Boden zu Eis. Über Schneelandschaften im Südosten wurde es extrem kalt. Insofern ist der massive Einstrom warmer Luft aus Spanien und Nordafrika nach Mitteleuropa ein allerorten deutlich spürbarer Wetterwechsel.

Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen sollten zusätzliche körperliche Belastung meiden, da die Regulation des Blutdrucks wetterbedingt nicht zuverlässig gelingt. Zudem fällt es unter diesen Bedingungen Menschen mit fortgeschrittener Biographie schwer einen belastbarem Muskeltonuns (Muskelspannung) aufzubauen. Selbst gemeinhin gesunde Menschen spüren Schwindel und Konzentrationsschwäche. An den Alpen wird dieser Effekt womöglich durch Föhn verstärkt.

Der Warmlufteffekt hält aber nur wenige Tage an, solange die Vorderseite (Ostflanke) eines Tiefdruckgebietes (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn) für Südwind sorgt. Ist das Tief über Mitteleuropa hinweggezogen, bestimmt die Rückseite (Westflanke) das Wetter hierzulande mit erneutem Zustrom eiskalter Polarluft. Der nächste Temperatursturz ist garantiert. Auch dies ist wieder mit Gesundheitsrisken verbunden, wenn auch mit anderen als der Warmlufteinstrom: Blutdruck steigt, Atemwege verengen sich, Muskulatur verkrampft (beispielsweise).

Doch diesmal kommt für das Jahr 2019 erstmals ein weiterer Warmlufteffekt dazu. Steigt die Lufttemperatur Anfang Februar, bei merklich zunehmender Länge des lichten Tages über 10°C ist das ein biologisch wirksamer Auslöser für Frühblüher. Weide und Erle setzten die ersten Pollen mit allergenem Potential frei. In milden Wintern kann dieser Termin auch noch früher liegen; heuer (in diesem Jahr) war es zwischenzeitlich hinreichend kalt. Insofern wird erst jetzt die Vorblüte stimuliert und die Hauptblüte beim Temperaturanstieg durch das nächste oder übernächste Tiefdruckgebiet etwa Ende Februar beginnen. Die Nachblüte endet dann voraussichtlich im Mai. Für allergiegeplagte Menschen, die auf Bestandteile dieser Pollen in der Luft mit überschießender Reaktion der Immunsystems antworten, beginnt jetzt die schwierige Jahreszeit. Pollenempfindliche Menschen, bei denen die Konzentration der Pollen die Intensität der Reaktion triggert, spüren jetzt an windigen trockenen Tage erste Reizungen.

Insofern wird die angekündigte Wettererwärmung keine Frühlingsgefühle wecken, das verhindern Wind und Wolken. Doch der Effekt genügt fürs Erwachen der Natur aus der Winterruhe - die Allergiker haben ein fürchterlich sensibles Näschen dafür.

Quellen:

Dipl.-Met. Simon Trippler: Pollen auf dem Vormarsch. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 03.02.2019

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel: Frühlingshauch im Westen kontra Kühlschrank im Südosten! Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 04.02.2019

Dipl.-Met. Adrian Leyser: Mild? Ja, aber frühlingshaft? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 06.02.2019

Erstellt am 9. Februar 2019
Zuletzt aktualisiert am 9. Februar 2019

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