Wetter

Bodenfrost im Osten

von Holger Westermann

Das Hochdruckgebiet „Ekkehard“ mit Zentrum über Skandinavien bewirkt heuer (in diesem Jahr) zum Juliauftakt eine enorme Temperaturdifferenz zwischen sonniger Hitze am Nachmittags und frostigem Morgen nach sternklarer Nacht. Wetterempfindliche Menschen können für ihre Aktivität im Freien die optimale Temperatur wählen, wenn sie die passende Tageszeit abpassen.

Es erscheint nur auf den ersten Blick paradox, dass mit der Aussicht auf eine erneute Hitzeepisode vor Bodenfrost gewarnt wird. Denn in Hochdruckgebieten bewegt sich die Luft in zwei Richtungen:

  • Einerseits sinkt sie aus großer Höhe ab und erwärmt sich dabei adiabatisch um rund 1°C pro 100m (vertikale Bewegung)
  • Andererseits strömt die Luft großräumig im Uhrzeigersinn um das Zentrum des Hochdruckgebiets (horizontale Bewegung)

Die Position des Hochs „Ekkehard“ über Skandinavien lenkt mit seiner horizontalen Bewegung aus Nordosten trockene, aber kühle Luft in die Osthälfte Mitteleuropas. Die Tagesmaxima erreichen deshalb dort nur bei 19 bis 23°C. In sternklarer Nacht, bei weitgehend klarem oder nur wenig bewölktem Himmel, kann die tagsüber im Boden gespeicherte Wärme nahezu ungehindert in die Atmosphäre entweichen. So ist es am frühen Morgen, wenn die Sonnenstrahlung noch nicht wärmt, besonders kalt - das Thermometer sinkt auf 8 bis 4°C. In Bodennähe kann es in windgeschützten und höher gelegenen Tälern Tiefstwerte bis 0°C geben und damit lokal Bodenfrost.

Unterstützt wird der Abstrahlungseffekt durch sehr kühle Luft in oberen Atmosphäreschichten. So ist die Höhenluft über dem Osten Mitteleuropas derzeit in 1.400m lediglich 4 bis 6°C „warm“, in 5.800m sind es -16 bis -20°C. Dieses Kältepolster bestimmt die Ausgangstemperatur für die unter Hochdruckeinfluss absinkenden Luftmassen und bildet bei Nacht einen Kältesog für die Bodenwärme (auch tagsüber, ab da ist die entgegengesetzt wirksame Wärmestrahlung der Sonne effektiver).

Dass die Kälte eine Folge der Hochdruckwetterlage ist, bemerken Frühaufsteher an der geringen Taubildung. Die absinkende Höhenluft ist sehr trocken, daher kann auch kaum Luftfeuchte kondensieren - auch nicht bei starkem Temperaturrückgang. Insofern ist ein Spaziergang oder gar ein leichtes Lauftraining am frühen Morgen sehr angenehm. Die Luft ist kühl aber nicht klamm. Menschen, die aufgrund von Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Atemwegserkrankungen unter großer Hitze leiden, sollten diese Gelegenheit nutzen und sich tagsüber schonen.

In den kommenden Tagen verlagert sich Hoch „Ekkehard“ ostwärts und die Nordostströmung mit frischer Luft wandelt sich in eine Südostströmung mit wärmerer Luft. Währenddessen gewinnen auch wieder vom Atlantik heranziehende Tiefdruckgebiete (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) Einfluss auf das Wetter hierzulande, die mit sehr viel größerer Dynamik eine Südwestströmung aufbauen und Luft aus Nordafrika heranführen. Das Sommerwetter bleibt vorerst warm bis heiß; Bodenfrost ist dann nicht mehr zu befürchten.

Quellen:

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn: Frische Nächte im Osten. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 30.06.2018

Erstellt am 1. Juli 2018
Zuletzt aktualisiert am 1. Juli 2018

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