Wetter

Frühlingserwachen Frühlingsgefühle Frühjahrsmüdigkeit

von Holger Westermann

So widersprüchlich reagieren Geist, Seele und Körper auf längere lichte Tage, Wärme und Sonnenschein. Dabei wird der selbe biologische Effekt wirksam, einmal motivierend und aktivierend ein andermal verstolpert er sich und kommt irritiert aus dem Takt.

In Mitteleuropa wechselt mit den Jahreszeiten die klimatische Umgebung drastisch. Im Winter bleibt es auch tagsüber finster und das unwirtlich Wetter verhindert an vielen Tagen den längeren Aufenthalt im Freien. Dort ist es zuverlässig kalt, oftmals auch unangenehm nasskalt. Dank geheizter Wohnungen beschränkt sich der Kontakt zur garstigen Witterung auf kurze Episoden. Ausgiebige Frischlufterlebnisse können für angenehmes Winterwetter aufgespart werden. Im Sommerhalbjahr ist es dagegen während des gesamten Tages hell und warm, dunkel wird es (auch dank der Zeitumstellung) erst zur Schlafenszeit.

Vom Wechsel der Jahreszeiten direkt betroffen ist der hormongesteuerte Tag-Nacht-Rhythmus. Bei Helligkeit wird im Gehirn das Hormon Serotonin abgegeben. Es sorgt für Aktivitätsbereitschaft, Motivation und ganz allgemein für „Gute Laune“. Deshalb wird es oftmals auch als „Glückshormon“ bezeichnet. Während Dunkelheit stoppt die Serotoninproduktion und stattdessen wird das Schlafhormon Melatonin abgegeben. Unter Einfluss dieses Hormons werden die Menschen müde und der Körper bereitet sich auf eine Ruhephase vor. Während des Winters nehmen diese Phasen einen großen Teil des Tages ein, zumal die elektrische Beleuchtung in Räumen nicht ausreicht, die Serotoninausschüttung hinreichend zu stimulieren.

Den Unterschied bemerkt man nicht nur an der längeren Nachtruhe während der dunklen Jahreszeit, auch andere Körperfunktionen stellen sich auf eine Art Winterruhe ein. Der Appetit auf deftige, kalorienreiche Speisen nimmt zu, die Begeisterung für Sport dagegen ab. Gemütlichkeit definiert sich im Winter zumeist als körperlich und geistig passive Ruhe, die problemlos mehrere Stunden ausgehalten wird. Dazu schmeckt dann Gebäck mit hoher Kaloriendichte und schwerer Rotwein oder dunkles Bier. Im Sommer ist die Kost dagegen meist leichter. Bis in den Abend hinein bleibt man aktiv und die Gemütlichkeit ist vielfach von Geselligkeit mit leichtem Weißwein, Radler und Fruchtsaftschorle geprägt.

Im Winter signalisieren Dunkelheit und garstige Witterung dem Körper nun möglichst wenig Energie zu verbrauchen, Vorräte zu sichern und körperliche Aktivität auf bessere Zeiten zu verschieben. Im Sommer motiviert Sonnenschein und Wärme zu größerem Engagement, im Garten, beim Sport und für andere Frischluftaktivitäten. Dabei ist die erlebte Sonnenstrahlung so intensiv, dass ein maximaler Serotoninspiegel erreicht wird - das Glückshormon kann seine Wirkung voll entfalten. Die Diskrepanz zwischen der Gefühlswelt im Winter und Sommer ist enorm, während der Umstellungszeit im Frühjahr treten oftmals Stimmungsschwankungen auf und Irritationen im Schlaf-Wach-Rhythmus erwecken das Gefühl tagsüber unausgeschlafen zu sein. Das hormonelle Frühlingserwachen wird begleitet von drückender Frühjahrsmüdigkeit und euphorischen Frühlingsgefühlen. Welche Stimmung überwiegt ist abhängig vom Lebensalter (in der Jugend erleben viele Menschen die Emotionen intensiver) und vom persönlichen Naturell (Spätaufsteher und begeisterte Langschläfer leiden stärker unter dem Umstellung) sowie vom Wetter. Heuer (in diesem Jahr) war der Wechsel zwischen dunkel-tristem-nasskaltem Winter und frühsommerlich-sonnig-warmem Frühling besonders drastisch. Ein Temperatursprung von 20°C in 48 Stunden bei gleichzeitig enormem Ausweiten der Sonnenscheinstunden war eine besonders große Herausforderung für die Menschen hierzulande. Für Körper und Gemüt war vor allem das stete Auf und Ab der gefühlten Temperatur, von Sonnenschein nach Warmlufteinstrom gefolgt von Polarluft mit Schneeschauern und Starkwind, eine starke Belastung. Doch wie in jedem Frühjahr ist auch heuer die langfristige Tendenz garantiert positiv.

Quellen:

MSc.-Met. Sebastian Schappert: Ermüdende Frühlingsgefühle. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 09.04.2018

Erstellt am 12. April 2018
Zuletzt aktualisiert am 13. April 2018

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