Städtische Parks sind die besten Gesundheitsvorsorge

Wohldosiertes Naturerleben wirkt wie Psychopharmaka

von Holger Westermann

Frühlingswetter lockt ins Freie. Längere lichte Tage, Sonnenschein und Wärme, das frische Grün sowie der zwitschernde Wettstreit um Nistplätze wecken beim Flanieren positive Gefühle und unterstützen so die Gesundheit. Besonders wirksam ist dabei der Ausflug in die Natur, in urbaner Umgebung entwickeln sich Gemüt, Geist und Körper weit weniger positiv – selbst bei sonnigem Frühlingswetter.

Wer präzise bemessen könnte, wie viel Naturerlebnis die Gesundheit optimal stimuliert, könnte, ähnlich einem Medikament, auch die angemessene Dosis verordnen. Womöglich genügen bereits ein paar Minuten im Grünen, damit sich eine positive Wirkung zeigt. Für den nachhaltigen Effekt wäre dann auch eine Dauermedikation, also der regelmäßige Kontakt zur Natur notwendig. Doch inzwischen leben laut Welt Gesundheits Organisation (World Health Organization, WHO) rund die Hälfte der Erdbevölkerung in Städten; in weniger als 30 Jahren werden es wohl mehr als Zweidrittel (rund 70%) sein.

Hieß es früher noch „Stadtluft macht frei“, so assoziieren Mediziner mit dem Stadtleben steigende Risiken für Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes sowie Atemwegserkrankungen. Viele dieser „Zivilisationskrankheiten“ gehen nicht unmittelbar auf die Lebensbedingungen in der Stadt oder auf die oftmals höhere Luftverschmutzung zurück, sondern auf den bevorzugten Lebensstil der Städter.

Eine aktuelle Meta-Studie (Zusammenfassung der Ergebnisse mehrerer wissenschaftlicher Veröffentlichungen) eines Forscherteams um Prof. Dr. Richard A. Fuller und Frau Dr. Danielle F. Shanahan von der australischen University of Queensland identifiziert öffentliche Parks als ideale Gesundheitsquelle für die Menschen in der Stadt. Solche Naturkonserven können zwar das Erlebnis einer offenen Landschaft mit frischer Luft und nahezu grenzenlosem Entfaltungsraum nicht ersetzen, aber durchaus eine Vielzahl von naturbezogenen Grundbedürfnissen befriedigen.

Allein schon die kühlende und staubfilternde Wirkung eines lichten Hains, eingehegt von Buschzonen, bewirkt eine spürbare Verbesserung des Stadtklimas. Wichtiger noch als diese unmittelbare physikalische Veränderung ist der mittelbare Effekt: in Parks treffen sich Menschen. Allein schon die Anwesenheit der Mitmenschen senkt den Blutdruck und verbessert das körperliche wie geistige Gesundheitsempfinden.

Auch die Psyche der Menschen reagiert positiv auf das Grün der Pflanzen im Park: Stress schwindet, die Konzentrationsfähigkeit steigt, Motivation und Leistungsbereitschaft kehren zurück. Insgesamt steigt das Wohlbefinden der Menschen messbar. Dafür genügt bereits der tägliche 10-Minuten-Spaziergang im Grünen. Wer sich täglich 20 Frischluft-Minuten im Park gönnt fühlt sich frischer und weniger erschöpft; schon 5 Minuten genügen um das Selbstwertgefühl zu verbessern. Sollte garstiges Wetter den Weg ins Grüne vermiesen genügt zur vorübergehenden Kompensation auch ein ausgiebiger Fensterblick in die ergrünte Natur.

Die Forscher sind sich sicher, dass hinreichend ausgedehnte und bepflanzte Parks die optimale, weil kostengünstige und effektive, Gesundheitsvorsorge für Stadtbewohner darstellen. Wichtig sei nicht, dass sich die Menschen andauernd mit wucherndem Grün umgäben, sondern dass sie es regelmäßig aufsuchen können. Hier sei die verantwortungsvolle Stadtplanung ebenso gefordert wie die Fürsorge der Arbeitgeber, die es ihren Mitarbeitern ermöglichen sollten, in der Mittagspause ins Grüne zu flanieren.

Quellen:

Shanahan, D.F. et al. (2015a): The Health Benefits of Urban Nature: How Much Do We Need? BioScience, online veröffentlicht am 08.04.2015. doi: 10.1093/biosci/biv032

Shanahan, D.F. et al. (2015b): Toward improved public health outcomes from urban nature. American Journal of Public Health, 105 (3): 470-477. doi: 10.2105/AJPH.2014.302324

Erstellt am 9. April 2015
Zuletzt aktualisiert am 9. April 2015

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Ab jetzt Winterwetter

Es ist nicht nur ein kurzzeitiger Kaltluftvorstoß, sondern der drastische Wechsel vom nasskalten Herbst zu frostigem Winterwetter. Die Großwetterlage stellt sich nachhaltig um. Das ist hierzulande Ende November eigentlich „normal“, nur in den letzten Jahren blieb der Übergang vom Spätherbst zum Frühwinter zumeist mild; Schnee schmolz rasch wieder dahin. Diesmal ist das anders - es wird nachhaltig winterlich. weiterlesen...


Admarker

Der digital Asthma-Helfer für die Tasche

Breazy Health


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...