Wetter

Tristesse durch trüben Himmel

von Holger Westermann

Die wenigen Lichtblicke der letzten Tage ändern nichts daran: Selten dominierte in Mitteleuropa das Himmelgrau derart penetrant wie in diesem Winter. Die Menschen in Süddeutschland und Österreich dürfen sich noch privilegiert fühlen, hier wurde zumindest die Hälfte der üblichen Sonnenstunden registriert. Andernorts blieb es anhaltend trübe - während des gesamten Dezember und Januar.

Im Dezember war das Rheinland (Nordrhein-Westfalen) mit weniger als 10 Stunden Sonnenschein besonders betroffen von wolkenverhangender Düsternis. In Bad Marienberg (Westerwald) registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) nur 1,5 Sonnenstunden - in 31 Tagen (zum Vergleich 2016: 62 Stunden), in Köln-Bonn nur 8,4 Stunden (74) und in Düsseldorf 9,6 Stunden (80). Andernorts in Deutschland war die Sonne zwischen 25 und 40 Stunden zu sehen, lediglich der Alpenrand wurde durch einige Föhnepisoden privilegiert und erreichte 50 Stunden Sonnenschein. Damit lag die deutschlandweit durchschnittliche Sonnenscheindauer bei rund 60% des langjährigen Mittelwerts, schon im November waren es lediglich 75%. Demgegenüber konnten sich die Menschen in Österreich, insbesondere in den südöstlichen Bundesländern, während des Dezembers 2017 über eine Sonnenscheinquote von landesweit 115% freuen.

Auch im Januar blieb Sonnenschein im Nordwesten Mitteleuropas ein seltenes Ereignis. Die nordfranzösische Regionalzeitung La Voix du Nord (erscheint in der Region Nord-Pas-de-Calais an der Grenze zu Belgien) fürchtete "Ist die Sonne gestorben?" Der Raum Köln-Bonn markiert mit bislang 14 Stunden in diesem Monat einen traurigen Minuswert; der langjährige Mittelwert liegt bei 44 Stunden. Und es gibt derzeit keine Aussicht auf Besserung. Seit 1951 notiert der DWD die Sonnenstunden und noch nie war es über den Zweimonatszeitraum Dezember-Januar so trübe wie über den Jahreswechsel 2017-2018. Zwar wurde schon einzelne Dezember (1993) und Januar (2013) gemessen, die noch seltener Sonnenschein bescherten, aber noch kein Zeitraum von mehr als acht Wochen. Der DWD-Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn konstatiert: „Das, was wir gefühlt schon wussten, ist auch objektiv der Fall.“

Für wetterempfindliche Menschen, deren Gemüt sich unter dem Mangel an Sonnenschein eintrübt, ist dieser Winter eine mentale Herausforderung: Eine latente depressive Stimmung verstärkt sich, die allgemeine Motivation für Aktivitäten mit Freunden zur Freizeitgestaltung und im Beruf schwindet und die Konzentrationsfähigkeit sinkt stetig. Wer intensiv unter der trüben Witterung leidet sollte die Mittagspause für einen Spaziergang nutzen. Selbst bei grauverhangenem Himmel ist die Sonnenstrahlung stärker als jede elektrische Beleuchtung in der Wohnung oder im Büro (abgesehen von speziellen Tageslichtlampen oder Laborbeleuchtungen). Die Wirkung des hellen Sonnenlichts auf das Gemüt beruht auf der Regulation der Hormone. Bei Licht schaltet der Körper um auf Aktivität und schüttet das Glückshormon Serotonin aus. Bei Dunkelheit wird dessen Gegenspieler Melatonin abgegeben. Dieser Wechsel der Hormonkonzentration steuert mit dem Tag-Nacht-Wechsel die Aktivitäts- und Schlafphasen. Fehlt die deutliche Lichtinformation kommt dieser Rhythmus aus dem Takt, nachts sinkt die Schlafqualität und tagsüber schwächelt die mentale Leistungsfähigkeit.

Quellen:

Redaktion von Menschenswetter

Erstellt am 26. Januar 2018
Zuletzt aktualisiert am 26. Januar 2018

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