Wetter

Warmfront bringt Schnee

von Holger Westermann

Zieht vom Atlantik ein Tiefdruckgebiet heran, schiebt sich zuerst dessen Warmfront über die Landschaft und erst danach folgt die Front mit kalter Luft. Die unterschiedlich temperierten Luftmassen bringen beide Niederschläge mit sich, doch die Begleitumstände unterscheiden sich deutlich - und damit auch die Wirkung auf die Wetterentwicklung.

Warme Luft schiebt sich über die vorhandene, zumeist kühlere und damit schwerere Luft. Dabei gelangt die heranziehende Luft in höhere und kühlere Atmosphäreschichten. In der abgekühlten Luft kann viel weniger Luftfeuchte transportiert werden, sie kondensiert zu feinen Wassertröpfchen, es bilden sich Wolken aus denen alsbald Niederschlag fällt. Dieser Regen oder Schnee (seltener Hagel) entstammt der Luftfeuchte, die in der Luft der Warmfront mitgeführt wurde.

Mit der nachfolgenden Kaltfront schiebt sich dagegen schwere Luft unter die vorhandene und hebt sich an. Dadurch gelangt die zuvor vorhandene Luftmasse in höhere und kühlere Atmosphäreschichten. Je nachdem, ob sie besonders viel Luftfeuchte enthielt, bilden sich Wolken und Niederschlag. Bei trockener Winterluft ist der Effekt gering, es fällt nur wenig Regen oder Schnee. Im Sommer, bei feuchtwarmer Schwüle entwickeln sich dagegen mächtige Gewitterwolken.

So zog sich Anfang Dezember im Vorfeld einer aufziehenden Warmfront eine breites Band mit intensivem Schneefall von Nordwesten nach Südosten über Mitteleuropa hinweg. Die nachfolgende Warmluft ließ den Niederschlag aber alsbald wieder in Regen übergehen. Nur in den Mittelgebirgen und in den Alpen fiel weiterhin Schnee.

Dass die Warmfront derart intensiven Schneefall mit sich brachte, lag an der zuvor eingeflossenen Polarluft. Sie lag als solides Kissen schwere Kaltluft über der Landschaft, als das Tiefdruckgebiet heranstürmte. Beim Aufgleiten der feuchtwarmen Luft kondensierte die Luftfeuchte bereits an der Grenzschicht zur bodennahen frostigkalten Luft. Die fein kondensierten Tröpfchen froren zu winzigen Eiskristallen an die sich weitere Wassermoleküle hefteten und zu filigran verzeigte Schneekristalle wuchsen. Zu Flocken geballt fielen sie durch die kalte Luft zu Boden - ohne zu tauen.

Selbst in tiefen Lagen bildete sich in den Schneefallgebieten vorübergehend eine 5cm dicke Schneedecke. Gebietsweise wurde eine Schneehöhe zwischen 5 und 10cm erreicht. In den Gipfellagen der Mittellagen sammelte sich eine solide Schneedecke. Auf dem Brocken im Harz (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt) liegen inzwischen 70cm, auf dem Feldberg im Schwarzwald (Baden-Württemberg) 85cm; in den Alpen vielerorts schon mehr als ein Meter.

Hinter der Warmfront greift Regen und Tauwetter die Schneedecke an. Unterhalb von 500m schwindet der Schnee rasch. Später schmilzt er auch in höher gelegenen Regionen sukzessive, wenn stürmisch auffrischend warme Luft heranströmt. Dabei schwinden auch Nebel und Wolken, so dass mancherorts mal wieder Sonnenschein das Gemüt erfreut. Doch danach droht mit dem nächsten Polarluftvorstoß schon wieder ein Temperatursturz, der den nächsten Schneefall vorbereitet.

Für wetterempfindliche Menschen ist dieser stete Wetterwechsel eine besonders intensive Gesundheitsbelastung. Die Temperaturgegensätze von einem Tag zum anderen, begleitet von nasskalter Luft und Schneefall, werden als gefühlte Temperatur noch deutlich drastischer empfunden, als die Thermometerwerte anzeigen.

Quellen:

MSc.-Met. Thore Hansen: Winterlicher 1. Advent - eine Warmfront brachte den Schnee. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 04.12.2017.

Erstellt am 4. Dezember 2017
Zuletzt aktualisiert am 5. Dezember 2017

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