Wetter

Kräftiger Kaltluftvorstoß weckt Wintergefühle

von Holger Westermann

Hochdynamischer Wechsel der Großwetterlage provoziert einen veritablen Temperatursturz. Gestern noch lockten Tagesmaxima um 25°C leicht bekleidete Menschen ins Freie, morgen erreicht die gefühlte Temperatur höchstens 9°C. Regen und Wind verstärken Frösteln und Gesundheitsprobleme. Während des Wochenendes kann sogar Schnee fallen. Für wetterempfindliche Menschen bedeutet dieser Wintereinbruch eine spürbare Gesundheitsbelastung.

Die Kaltluft flutet Mitteleuropa in zwei Wellen. Noch am Donnerstag erwärmte sich die Luft am Donnerstag noch einmal im Breisgau (Südbaden, Baden-Württemberg, Deutschland) auf 23°C. Bei Windstille empfanden die Menschen den direkten Sonnenschein als 26°C und freuten sich über das milde Spätsommerwetter. Doch während der Nacht schiebt Nordwind die warme Luft beiseite. Mit dem Luftmassenwechsel zieht eine Regenfront mit Starkwind von Norddeutschland über die Mittelgebirge bis an die Alpen. Dabei sinkt die Schneefallgrenze auf 1.300m. An den Staulagen der Mittelgebirge fällt sehr viel Regen, in den Gipfellagen kann es schneien. In den Alpen werden schon mit der ersten Welle rund 20cm Neuschnee erwartet. Die Tagesmaxima überschreiten die 10°C nur zögerlich.

Danach gönnt sich der Winterwettervorstoß ein Verschnaufpause. Wind und Regen lassen nach und mancherorts lugt Sonnenschein hervor. Diese Gelegenheiten sollten genutzt werden, für einen akklimatisierenden Spaziergang oder letzte Aufräumarbeiten in Garten oder auf Terrasse und Balkon.

Danach zieht wieder Regen auf und kündigt den nächsten Schwall kalter Luftmassen an, der diesmal mit deutlich größerer Vehemenz heranströmt. Sturmböen mit bis zu 100 km/h zerzausen die Landschaft. Bei Bäumen die noch Blätter tragen besteht wieder Astbruchgefahr. Spaziergänge im Wald oder entlang baumbestandener Straßen sind mit hohem Risiko verbunden. Spass daran hat ohnehin niemand, denn Regen, Wind und Kaltluft beeinträchtigen die Begeisterung für Frischluftaktivitäten spürbar. Bis zum Sonntagabend sinkt die Schneefallgrenze auf 600m, mancherorts auch auf 400m. In den Alpen soll bis zu 50cm Neuschnee fallen. Aber auch die Mittelgebirge werden vorübergehend Wintergarderobe tragen. Der Boden ist aber immer noch so warm, dass die weiße Decke nur an einzelnen günstigen Stellen, in sogenannten Kaltluftseen, bis Montagfrüh überdauert und sich dann auch dort in graubraune Feuchtigkeit dahinschmilzt. Kaltluftseen sind Ansammlungen kalter und damit schwerer Luft, die der Schwerkraft folgend in diesen Landschaftssenken zusammen fließt.

Wetterempfindliche Menschen empfinden diesen rasanten Wetterwechsel als echte Herausforderung für die Gesundheit. Besonders belastet sind Patienten mit Herz-Kreislauf-Beschwerden. Markante Kältereize provozieren die Kontraktion (zusammenziehen) der Adern. Dadurch verringert sich der Blutfluß vom Körperzentrum zur Haut, so kann der Körper den Verlust von Wärme reduzieren. Bei Kälte eine sinnvolle Reaktion, doch leider steigt dadurch auch der Blutdruck steil an. Für Menschen mit Bluthochdruck sind deshalb plötzlich einsetzende Kältereize ein zusätzliches Risiko.

Da der Kälteeinbruch mit Regen verbunden ist, leiden auch Menschen mit Gelenk- und Muskelschmerzen intensiver als noch vor wenigen Tagen. Nasskaltes Wetter begünstigt Verkrampfungen, ständiges Frösteln verstärkt den Effekt. Auch Menschen mit Asthma und Migräne können bei dieser rasanten Wetteränderung Attacken erleiden.

Um so wichtiger ist es, die Wetterberuhigung am Samstag sinnvoll zu nutzen. Aktivität im Freien erleichtert die Anpassung an die neue Großwetterlage. Der erste massive Kaltlufteinstrom der Saison mag bei mancheinem auch schon die ersten Wintergefühle wecken. Skiausrüstung kontrollieren oder die Weihnachtszeit organisieren - es sind keine zwei Monate mehr bis dahin.

Quellen:

Menschenswetterartikel auf Grundlage aktueller Wetterbereichte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG)

Erstellt am 26. Oktober 2017
Zuletzt aktualisiert am 26. Oktober 2017

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