Wetter

Altweiberherbst

von Holger Westermann

Die Kaltfront des Orkantiefs „Sebastian“ reduziert die Temperatur am Thermometer, doch kräftiger Wind und Regen lassen die gefühlte Temperatur abstürzen. Wer auf einen sonnigen September hoffte, wird wohl enttäuscht. Es ist wahrscheinlicher, dass nasskalte und windige Witterung auch wenig wetterempfindliche Menschen motiviert, frühzeitig die Heizperiode zu beginnen.

Während eines typischen Altweibersommers breitet sich im September nochmals ein stabiles Hochdruckgebiet über Mitteleuropa und garantiert sonnigwarme Tage und kühle sternklare Nächte. Beide Tageszeiten trennt eine Phase mit Dunst oder Nebel, entweder am Abend oder erst morgens. Später im Jahr, wenn die nächtliche Auskühlung überwiegt, kann der Morgennebel bis in den Nachmittag anhalten.

Doch dieses Jahr entwickelt sich das Wetter anders. Derzeit dominieren Atlantiktiefs mit ihren Sturmfeldern und Regenfronten. Aktuell zieht „Sebastian“ über Mitteleuropa hinweg; in Nord- und Westdeutschland sowie in den Gipfellagen der Mittelgebirge in Orkanstärke, andernorts mit starkem Sturm (Windstärke 10 Bft).

An den Alpen kann sich, quasi als Gegenbewegung, eine Föhnlage etablieren. Auch hier ist die Luftbewegung hoch dynamisch und erreicht Sturmstärke, auf der Zugspitze auch Orkanstärke. In den Tieflagen erscheint der Luftstrom angenehm warm. Wetterempfindliche Menschen müssen jedoch mit Kopfschmerzen oder gar Migräne rechnen; wer unter Herz-Kreislauf-Problemen leidet sollte während des Föhn körperliche Anstrengungen meiden. Dabei ist nicht die Erkrankung selbst problematisch, sondern die Blutdrucksenkung durch Medikamente. Bei Föhn weiten sich die Blutgefäße und der Blutdruck fällt noch stärker. Dadurch können Schwindel und Stürze, die zu Verletzungen führen, provoziert werden. Selbst gesunde Menschen leiden bei solchen Wetterlagen oft unter Konzentrationsproblemen und innerer Unruhe.

Für die Mitte und den Süden Deutschlands besteht die Gefahr, dass die Regenfront von „Sebastian“ trödelt und nicht weiter südwärts voran kommt. Dann konzentriert sich der Regen auf kleine Regionen, dort werden die Landschaften intensiv gewässert. Der ergiebige Dauerregen kann gebietsweise auch Unwetter-Qualität erreichen. Das größere Risiko geht jedoch von dem starken Wind aus, der an der derzeit noch gut belaubten Vegetation rüttelt. Nicht alle Zweige und Stämme halten dieser Belastung stand. Spaziergänge in Parks und Wäldern bergen besondere Risiken: Unmittelbar vom Astbruch getroffen zu werden oder von losen Ästen, die erst lange nach dem Abflauen der Winde (beispielsweise wenn Regen die Kronen glitschig machte) zu Boden stürzen.

Insofern ist der Regen nach dem Sturm pädagogisch wertvoll - nur wenige Menschen gehen dann gern spazieren.

Quellen:

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri: Sebastian, ein stürmischer Geselle. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 13.09.2017

Erstellt am 14. September 2017
Zuletzt aktualisiert am 14. September 2017

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