Hochstimmung hält zwei Tage an

Frühlingsgefühle beflügeln beruflich und privat

von Holger Westermann

In einer dauerhaften Paarbeziehung festigen die Partner ihre gegenseitigen Bindung auch durch intensive Zärtlichkeit. Der positive Effekt lässt sich sogar messen und hält rund 48 Stunden an. Dabei verbessert sich nicht nur der Beziehungsstatus, sondern Zufriedenheit und Engagement im Beruf.

Im Frühjahr lassen Wärme und Sonnenschein die Natur sprießen. Vögeln rangeln zwitschernd um die besten Brutplätze. Die Garderobe der Mitmenschen hat nicht mehr vorrangig wärmende, sondern dekorative Funktion. Dieses Szenario und die längeren lichten Tage beflügelt das Gemüt und weckt Frühlingsgefühle.

Doch dieser Weckruf der Natur bewirkte früher eine sinnlichere Reaktion als das heutzutage feststellbar ist. Beim Vergleich der durchschnittlichen sexuellen Aktivität über einen Zeitraum von 25 Jahren zeigte sich ein deutlicher Rückgang (Datengrundlage: 26.620 Personen der General Social Survey). Verheiratete oder in fester Beziehung lebende Paare schliefen 1989 durchschnittlich 67 mal miteinander, 2014 nur noch 56 mal. Dabei hatten 20- bis 30-Jährige rund 80 mal Sex, über 60-Jährige lediglich 20 mal. Rechnete man diesen Alterseffekt und andere demographische Kategorien heraus, ergab sich ein Plädoyer für die dauerhafte Partnerschaft, denn diese Menschen hatte stets mehr Sex als Singles. Hier vermuten die Forscher auch den Grund für den Rückgang der sexuellen Aktivität insgesamt; heute leben immer mehr junge Menschen als Singles in weitgehender Enthaltsamkeit.

Der Hinweis auf den qualitativen Aspekt im Sinne von „selten aber sensationell“ mag mental trösten, medizinisch ist „häufig und harmonisch“ aber besser. Forscher der Florida State University (Tallahassee, Florida, USA) untersuchten, wie nachhaltig sich Sex auf die Paarbindung und die psychische Gesundheit auswirkt. Analysiert wurden die Daten aus zwei Studien an frisch verheirateten heterosexuellen Paaren, eine mit 96 Ehepaaren und eine mit 118. Die Paare dokumentierten zwei Wochen lang ihr Sexualverhalten und ihre sexuelle Zufriedenheit. Parallel dazu sowie einige Monate später wurden sie befragt, wie glücklich sie in ihrer Ehe sind.

An Tagen mit Sex waren die Partner glücklicher als an anderen Tagen (durchschnittlich viermal in den zwei Beobachtungswochen). Die Forscher erkannten jedoch eine 48-Stunden-Zeitspanne, die sie als „sexuelles Nachglühen“ bezeichneten. In dieser Zwei-Tage-Frist nach dem Sex war die Zufriedenheit allgemein und mit der Partnerschaft überdurchschnittlich hoch. Alter oder Geschlecht spielten keine Rolle. Die Forscher machen für diesen Effekt die Ausschüttung von Oxytozin beim Sex verantwortlich. Dieses Hormon erzeugt ein mentales Hochgefühl und fördert soziale Bindungen.

Letztendlich verbessert eine leidenschaftliche, sinnliche Partnerschaft auch den Erfolg im Beruf. Wissenschaftler der Oregon State University (Corvallis, Oregon, USA) untersuchten bei 159 verheirateten Arbeitnehmern den Zusammenhang zwischen erfülltem Sexualleben und Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Die Forscher registrierten eine verbesserte allgemeine Stimmung und höheres Engagement im Job. Der positive Effekt hielt mindestens 24 Stunden an und war bei Männern und Frauen ähnlich stark.

Auch in dieser Studie betonen die Forscher den positiven Effekt von Sex auf die Freisetzung der Neurohormone Dopamin (Belohnung) und Oxytocin (soziale Bindung). Davon profitiere nicht nur die Partnerschaft der Arbeitnehmer und damit der Lebenszufriedenheit insgesamt, sondern auch das soziale Umfels am Arbeitsplatz und damit letztendlich der Arbeitgeber. In ihrem Fazit betonen die Forscher, dass „Sex soziale, emotionale und physiologische Vorteile mit sich bringt und dass es wichtig ist, ihm eine Priorität einzuräumen“. Dafür ist nichts so wichtig wie genug ungestörte Zeit für Zweisamkeit. So sei es mit Blick auf eine gesunde Work-Life-Balance besser, Arbeit und Freizeit zu trennen.

Quellen:

Twenge, J.M. et al. (2017): Declines in Sexual Frequency among American Adults, 1989–2014. Archives of Sexual Behavior, online veröffentlicht 06.03.2017. DOI: 10.1007/s10508-017-0953-1

Meltzer, A.L. et al. (2017): Quantifying the Sexual Afterglow - The Lingering Benefits of Sex and Their Implications for Pair-Bonded Relationships. Psychological Science, online veröffentlicht 16.03. 2017. DOI: 10.1177/0956797617691361.

Leavitt, K. et al. (2017): From the Bedroom to the Office - Workplace Spillover Effects of Sexual Activity at Home. Journal of Management, online veröffentlicht 02.03. 2017. DOI: 10.1177/0149206317698022.

Erstellt am 31. März 2017
Zuletzt aktualisiert am 31. März 2017

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