Mentale Belastung stört den Fettstoffwechsel

Stress torpediert Gesunde Ernährung

von Holger Westermann

Gesättigte Fette belasten die Gesundheit nachhaltig, langfristig drohen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Arthritis. Kurzfristig läßt sich im Blut ein Anstieg von Entzündungsmarkern nachweisen, der als Hinweis auf die Wirkung ungesunder Ernährung gilt. Bei gesunder Ernährung mit ungesättigten Fetten ist kein Anstieg der Marker feststellbar - es sei denn, die Menschen stehen unter Stress.

Gesunde Ernährung, mediterran mit viel Gemüse und Olivenöl, entspricht bei vielen Menschen dem Appetit im Sommer. Während der Wintermonate überwiegt oft der Hunger nach Deftigem, in Butter gebratenen oder Frittiertes. Dann bedarf es deutlich mehr Disziplin durch den Speiseplan der Gesundheit Gutes zu tun. Nur stressen sollte man sich dabei nicht, denn dann kann man sich den Aufwand auch sparen.

Eine Forschergruppe der Ohio State University (Columbus, Ohio, USA) servierte 58 Frauen (Durchschnittsalter 53 Jahre) nach 12 Stunden Nachtruhe ohne Nahrungsaufnahme ein üppiges Frühstück mit insgesamt 60g Fett, 59g Kohlenhydrate und 36g Eiweiß in summa 930 Kilokalorien (60% aus Fett, 25% aus KH, 15% aus Eiweiß). Vor der Mahlzeit sowie 2, 4 und 7 Stunden danach wurden Blutproben genommen und auf die Entzündungsmarker C-reaktives Protein und Amyloid A sowie auf zwei Arteriosklerose-Biomarker hin untersucht und der Blutdruck gemessen. Diese physiologischen Daten ergänzte eine standardisierte Befragung der Versuchsteilnehmerinnen*.

Ein Teil der Frühstück-Mahlzeiten war mit gesättigten Fetten zubereitet, beispielsweise Butter; der andere mit Sonnenblumenöl als ungesättigeten Fetten. Wie erwartet lag die Konzentration der negativen Marker im Blut bei den Frauen mit ungesundem Frühstück deutlich über den Werten der Frauen mit gesundem Frühstück. Durch die Befragung der Frauen erfuhren die Forscher, wer in den letzten beiden Tagen vor dem Experiment besonders intensiver Stressbelastung ausgesetzt war. Dabei offenbarte sich ein überraschender Effekt: Stress egalisierte den Effekt des gesunden Essens gegenüber der ungesunden Ernährung. Die Entzündungsmarker erreichten annähernd die selbe Konzentration, unabhängig von der Nahrungszusammensetzung. Der zuvor eindeutig messbare positive Effekt war verschwunden.

Der physiologische Zusammenhang zwischen Stress, Fettstoffwechsel und Entzündungsmarkern im Blut ist bislang noch nicht vollständig verstanden. So betonen die Forscher in ihrem Fazit auch, dass es zwar möglicherweise wenig nutzt, unter Stress auf besonders gesunde Ernährung zu achten. Da sich aber Entzündungen, die später chronische Erkrankungen von Herz, Kreislauf, Zuckerstoffwechsel oder Gelenken provozieren, über Jahre entwickeln, Stressbelastungen aber zumeist nur kurzzeitig wirken, lohne sich die Umstellung auf gesundes Essen sicherlich. Ob das auch für Dauerstress geplagte Menschen gilt? Gerade diese Menschen ernähren sich oft besonders ungesund - und riskieren somit eine Doppelbelastung.




* von den 56 Frauen waren 36 ehemalige, inzwischen symptomfreie Brustkrebspatientinnen und 20 Frauen, die bislang keine Krebsdiagnose hatten.

Quellen:

Kiecolt-Glaser, J.K. et al. (2017): Depression, daily stressors and inflammatory responses to high-fat meals: when stress overrides healthier food choices. Molecular Psychiatry 22: 476 - 482. DOI: 10.1038/mp.2016.149

Erstellt am 4. März 2017
Zuletzt aktualisiert am 4. März 2017

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