Wetter

Der Winter huscht herbei

von Holger Westermann

Das Tief „Husch“ führt kalte Polarluft nach Mitteleuropa. Dadurch kühlt die bislang vorherrschende feuchte Luft stark ab, die kondensierte Luftfeuchte fällt als Regen oder Schnee zu Boden. Im Harz, im Schwarzwald und in den Alpen schneit es sogar kräftig. Die Küsten bleiben im Einflussbereich der Wärmespeicher Nord- und Ostsee vergleichsweise mild.

„Husch“ zieht über die Nordsee nach Osteuropa und etabliert mit der Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum an seiner Westflanke eine kräftige Nord-Süd-Strömung. Unterstützt wird der Zustrom kühler und feuchter Luft durch das Azorenhoch (Luftströmung im Uhrzeigersinn um das Zentrum). Im Harz und im Schwarzwald schneit es in den Gipfellagen bereits moderat, in Tirol (Österreich) sorgte heftiger Schneefall für chaotische Verhältnisse auf der Brennerautobahn. Zahlreiche Fahrzeuge blieben liegen und blockierten den Verkehrsfluss.

Ein so frühzeitiger und heftiger Herbstschnee-Einbruch ist ungewohnt (kaum jemand rechnet damit) aber nicht ungewöhnlich (mit Blick auf die meteorologischen Daten des Beobachtungszeitraumes 1971-2000). Die erste Schneedecke mit mindestens 1 cm Mächtigkeit wird in den höchsten Kammlagen der Mittelgebirge (Schwarzwald, Bayerischer Wald, Erzgebirge, Thüringer Wald, Harz, Rothaargebirge) und in den Alpen unterhalb von 1.000m bereits zwischen Ende Oktober und Anfang November gemessen. Die mittleren Lagen werden zumeist erst Ende November/Anfang Dezember weiß überzogen. Entlang der großen Flüsse und Küsten wirken die Wassermassen als Wärmespeicher. Dort bleibt erst im Januar Schnee liegen.

Bedeutsam ist diesmal, dass die Kälte- und Herbstschnee-Episode etwas länger währt. Der Kältevorstoß ist stabil und kühlt den Boden und damit auch die bodennahe Luft deutlich aus. Zwar bleibt der Schnee vielerorts nicht liegen, aber die kräftige Abkühlung der feuchten Luft lässt es bis in die Niederungen schneien. Nachts und am frühen Morgen ist es frostig kalt. Schneit es nachts kann am Dienstag oder Mittwoch morgens sogar eine zarte Schneedecke überdauern. In Österreich sinkt die Frühtemperatur in den Bergen auf bis zu -11°C. Nördlich der Donau pendelt sie sich zwischen -6 und +5°C ein. Die Schneefallgrenze sinkt an der Alpennordseite auf 500 bis 700m, an der Südseite bleibt sie auf 800 bis 1.100m.

Das gefühlte Winterwetter wird sich die gesamte nächste Woche halten; im Bergland markant, in den Niederungen moderat. Ab Donnerstag steigt die Temperatur zaghaft. Für wetterempfindliche Menschen ist dieser Kälteeinbruch mit weiteren Einschränkungen des Wohlbefindens verbunden. Die Luftfeuchte bleibt hoch, es wird aber noch kälter. Die feuchtkalte Witterung provoziert Frösteln und Verkrampfungen, Menschen mit Rheuma oder Fibromyalgie klagen über eine ausgeprägte Morgensteifigkeit der Gelenke. Eine Besserung ist erst zum nächsten Wochenende in Sicht.

Quellen:

Dipl.-Met. Adrian Leyser: Der erste Schnee. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 23.10.2016

Dipl.-Met. Christoph Hartmann: Der Winter huscht herbei. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 06.11.2016

Erstellt am 6. November 2016
Zuletzt aktualisiert am 6. November 2016

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