Wetter

Kaltlufttropffen und Cut Off Tief

von Holger Westermann

Derzeit erfreut zarter Zwischenhocheinfluss die Menschen in Deutschland, der aber nicht lang anhalten wird. In Österreich bleibt es dagegen ausdauernd freundlich und vergleichsweise warm. Der zuvor wetterbestimmende Kaltlufttropfen des Tiefs „Danielle“ hat sich nordwärts verlagert und macht Platz, für ein von Nordwesten heranziehendes Atlantiktief und für ein, sich aus Südosten ausdehnendes Hochdruckgebiet.

Bis Sonntag dominierte ein kleines ortsstabiles Tiefdruckgebiet das Wetter in Mitteleuropa. Um das Zentrum über Norddeutschland kreisten entgegen dem Uhrzeigersinn Regenbänder mit kräftigem Wind und schauerartig verstärkten Niederschlägen. Dieses Tief „Danielle“ war ein sogenanntes „Cut Off Tief“, die isolierte Abschnürung einer weitläufigen Höhenströmung.

Solche Tiefdruckgebiete haben ihren Schwerpunkt nicht am Boden, sondern als isolierter Kaltlufttropfen in höheren Atmosphäreschichten. Sie werden auch Höhentiefs oder Höhentrog genannt, da sie eine Delle in der Höhenlinie gleichen Luftdrucks (500 hPa-Geopotenzial) markieren. In der Abbildung ist das gut zu erkennen. Während die Bodenluftdruckkarte ein unförmiges schwaches Tief mit zwei Zentren zeigt ist da sHöhentief kreisrund und stark ausgeprägt.

Solche Cut Off Höhentiefs sind mit sehr kalter Luft angefüllt. Sie entstehen durch einen Abschnürprozess von einer weiträumig um den Nordpol mäandernden (im Verlauf schlängelnden) kalten Höhenströmung. Wird eine Ausbuchtung gen Süden abgetrennt, bildet sich ein kreisrunder Kaltlufttropfen. Reicht dessen Einfluss (aufgrund der Größe und Stabilität) über die gesamte Höhe der Troposphäre (wetterelevante Atmosphäreschicht bis 15.000m), sprechen Meteorologen von einem Cut Off Tief. Währen die kleineren Kaltlufttropfen zumeist am Rand eines Hochdruckgebiets platziert sind und sich mit dessen Strömung (im Uhrzeigersinn) bewegen, sind Cut Off Tiefs hinreichend mächtig, um ortsstabil zu verharren. So war „Danielle“ regelrecht von Hochdruckgebieten umzingelt und verlagerte sich nur marginal, immer wieder zurückgeschubst von den umgebenden Hochs. Erst durch die Degeneration des Skandinavienhochs wurde der Weg nordwärts frei.

Kaltlufttropfen bereiten Meteorologen große Probleme bei der Wettervorhersage. Sie schwimmen in der umgebenden wärmeren Luft wie Fettaugen auf der Hühnersuppe. Die präzise Position lässt sich kaum vorhersagen. Doch unter einem Kaltlufttropfen ist die Luft deutlich kühler und damit unterschiedet sich das Wetter dort von dem der georgaphisch nahen Umgebung (100km Entfernung). Cut Off Tiefs sind eher ortsstabil und damit ist ihre Position besser kalkulierbar. Doch damit sind noch nicht alle Prognosefährnisse gebannt. Während normale Tiefs dynamisch mit gut ausgebildeten Frontensystemen vorüber ziehen, die sich weit vorausschauend berechnen lassen, verändern Cut Off Tiefs ihren Schwerpunkt oder ihre Stärke auf engem Raum. die resultierenden Wetterveränderungen, insbesondere Lage und Intensität von Niederschlägen und Wind, sind schwer vorherzusagen.

Nachdem sich der Kaltlufttropfen von „Danielle“ nordwärts verschoben hat wurde er wieder in die Höhenströmung integriert. Die Wettervorhersagen werden wieder verlässlicher, aber für Deutschland nicht besser. Nach kurzem Zwischenhocheinfluss ziehen von West nach Ost wieder Regenfronten über das Land. Ein Goldener Oktober ist auch in der letzten Woche des Monats nicht in Sicht. Dagegen dürfen sich die Menschen in Österreich über Spätherbstwetter freuen, nachdem sich Früh- und Hochnebel aufgelöst haben scheint die Sonne bei bis zu 21°C. Nur Dienstag Nachmittag bis Donnerstag Vormittag zieht ein Regengebiet von West nach Ost vorüber.

DWD Kaltlufttropfen

Quellen:

Dipl.-Met. Simon Trippler: Cut Off - Wetter wie abgeschnitten. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 21.10.2016

Erstellt am 24. Oktober 2016
Zuletzt aktualisiert am 24. Oktober 2016

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