Wetter

Hoch Harald bleibt stabil

von Holger Westermann

Der sehr freundliche Sommerausklang beruht auf einem stabilen Hochdruckgebiet über Mitteleuropa. Wobei sich die Stabilität nicht auf kalendarische Kontinuität, sondern auf die meteorologische Konsistenz bezieht: „Harald“ verursacht vorerst keine dynamische Unruhe in der Atmosphäre.

Meteorologen veranschaulichen anhand der „Paketmethode“, ob die Atmosphäre als stabil oder labil klassifiziert werden muss. In diesem Gedankenmodell wird ein Luftpaket aus seiner Ruhelage (hydrostatisches Gleichgewicht, dieselbe Temperatur wie die Umgebungsluft) vertikal verschoben.

In einer stabil geschichteten Atmosphäre ist dabei die Temperaturänderung des Modell-Luftpakets größer als die der Umgebungstemperatur; es kühlt sich stärker ab als die Umgebung - die Dichte (und damit das Gewicht je m3) steigt stärker an. Die Aufwärtsbewegung des Luftpakets wird gestoppt und letztendlich umgekehrt. Es sinkt bis zum Niveau des hydrostatischen Gleichgewichts ab und erreicht damit wieder die Ausgangsposition. Das Modell-Luftakte hat eine stabile Position in der Atmosphäre, in die es selbst nach einen vertikalen Positionsänderung zurückkehrt.

Bei einer labilen Schichtung ist die Positionsänderung dagegen dynamisch; einmal angestoßen verstärkt sie sich. Die vertikale Temperaturänderung des Modell-Luftpaketes ist dann kleiner als die der Umgebungsluft, es ist wärmer und damit leichter, es erfährt einen steten Auftrieb und kehrt nicht mehr in die Ausgangsposition zurück. Ähnlich ist das Szenario bei einer Auslenkung des Modell-Luftpakets nach unten, nur mit umgekehrtem Vorzeichen: es bleibt kälter als die Umgebung und sinkt stetig ab.

Ist bodennahe Luft kälter und damit schwerer als darüberliegende Warmluft ist die Schichtung stabil. Solche Wetterlagen werden Inversion (Umkehrung; trübes Wetter im Tal und Sonnenschein auf den Gipfeln) genannt. Ursache ist die starke Abkühlung (Wärmeverlust durch Abstrahlung) des Bodens und damit der bodennahen Luftschicht während langer sternenklarer Nächte (im Herbst und Winter) bei Hochdruckwetterlagen (mit absinkender Warmluft, die sich über die bodennahe Kaltluft schichtet). Auch wenn sie oft tagelang anhalten, entsprechen sie nicht dem Normalfall. Zumeist nimmt die Lufttemperatur mit ansteigender Höhe ab; rund 0,6°C bis 1°C pro 100m.

Bei hoher Strahlungsintensität der Sonne im Sommer erwärmt sich dagegen die Luft durch den Kontakt mit aufgeheiztem Boden und Wasserflächen. Es bilden sich großen Blasen mit warme rund somit leichte Luft. Steigen sie auf durchqueren sie Schichten mit deutlich kühlerer Umgebungsluft, wodurch sich die Aufwärtsbewegung weiter beschleunigt. Ein vergleichbarer Effekt ist zu beobachten, wenn sich beim Durchzug der Kaltfront eines Tief kalte und damit schwere Luft die bodennahe Warmluft beiseite schiebt. In der Höhe kommt die Kaltluft kommt in der Höhe schneller voran, so dass dann eine kältere Luftschicht über der noch warmen und feuchten Luft liegt. Der enorme Temperaturunterschied bewirkt eine große Labilität der Atmosphäre. Bei hoher Luftfeuchte bilden sich alsbald mächtige Quellwolken, die sich in Schauern und Gewittern entladen.

Im aktuelle Spätsommerhoch „Harald“ befindet sich die Atmosphäre weitgehend im stabilen Gleichgewicht. In den kommenden Tage breitet sich über Mitteleuropa ein wolkenarmer Himmel; nur entlang der Alpen destabilisieren feuchtwarme Luftmassen die Atmosphäre. Dort können sich mancherorts Regen- und Gewitterwolken entwickeln. Ansonsten wird bis zum Wochenende ein stabiles Sommerwetter mit 25 - 30°C erwartet.

Quellen:

Dipl.-Met. Peggy Hofheinz: Hoch Harald - ein stabiler Kollege. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 31.08.2016

Erstellt am 31. August 2016
Zuletzt aktualisiert am 31. August 2016

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