Wetter

Sommerwettergarant Azorenhoch

von Holger Westermann

DWD Wetterstation Feldberg

Die Inselgruppe der Azoren liegt auf Höhe der Straße von Gibraltar im Atlantik. Den meisten Mitteleuropäern sind die Vulkaninseln als Heimstatt des Azorenhochs bekannt; der Wetterlage, die Hoffnung auf Hochsommerwetter weckt. Vor Ort ist es keinesfalls durch beständigen Sonnenschein geprägt, denn durch die beständig hohe Luftfeuchte entstehen zuverlässig tiefliegende Wolken (Passatwolken).

Ursache des ortstreuen Luftdruckmaximums von 1015 bis 1035 Hektopascal (hPa) ist die mit den Jahreszeiten schwankende Luftzirkulation in Äquatornähe. Die Erdachse, um die sich der Planet einmal täglich dreht, ist gegenüber der Umlaufbahn um die Sonne (Ekliptik) 23,5° geneigt. So steht die Mittagssonne nur zum astronomischen Frühlings- und Herbstbeginn (20.03./22.09.) senkrecht (im Zenit) über dem Äquator. Im Winterhalbjahr verschiebt sich der Bereich um jeweils maximal 23,5° auf die Südhalbkugel, während des Sommers nordwärts.

Damit verschiebt sich auch die Region maximaler Sonneneinstrahlung und infolgedessen maximaler Erwärmung bodennaher Luft (über Land deutlicher als über Wasser). Warme Luft ist leichter als kühle und steigt auf. Die Aufwärtsbewegung der Luft erzeugt am Boden einen Unterdruck, ein lokales Tiefdruckgebiet. Um das Druckdefizit auszugleichen strömt von Nord und Süd Luft zusammen - die Luft konvergiert. Im Streifen maximaler Sonneneinstrahlung bildet sich ein geschlossener Tiefdruckgürtel um die Erde, die „Innertropische Konvergenzzone" (Inter-Tropical Convergence Zone, ITCZ).

Der Warmluftaufstieg endet unter steter Temperaturabnahme in 15 bis 18 km Höhe an der Tropopause (Grenze zwischen Troposphäre und Stratosphäre - danach steigt die Umgebungstemperatur wieder an). An der Unterseite dieses Wärme-Deckels breitet sich die aufsteigende Luft nord- und südwärts aus und sinkt in den Subtropen (bei 25° bis 35° nördlicher und südlicher Breite) wieder ab. Je tiefer die Luft absinkt um so größer wird der Druck und um so stärker erwärmt sich sich (adiabatische Erwärmung). Warmluft kann mehr Wasserdampf speichern als kühle, die absinkende Luft löst Wolken auf. Regen ist in der Region ein seltnes Phänomen. Durch die Luftbewegung von oben nach unten steigt am Boden der Luftdruck. Die typische Vegetation für die „Rossbreiten“ im „Subtropischen Hochdruckgürtel“ ist Wüste mit Hitze, Windstille und Wassermangel.

Die Azoren liegen im Atlantik, als hoch aufragende Vulkanberge umgeben von Wasser. Im Gegensatz zu vergleichbaren Festlandregionen kann sich die erhitzte Luft hier mit Feuchtigkeit anreichern - und in Luv (dem Wind zugewandte Seite) der Berge abregnen. Im Winter liegt das Azorenhoch weiter südlich und hat keinen Einfluss auf das Wetter in Mitteleuropa. Im Sommer verschiebt sich die ITCZ nordwärts und infolgedessen auch das Azorenhoch. Es dehnt sich auf mehr als 1.000 km und verbindet sich oftmals mit lokalen Hochdruckgebieten im Mittelmeerraum zu einem mächtigen Hochdruckrücken, der dann das Wetter hierzulande bestimmt.

Über dem Mittelmeer selbst kann sich kein so großes Hochdruckgebiet entwickeln, dazu ist das Mosaik aus Land und Meer, aus flachen Wüsten und Gebirgen zu kleinteilig gegliedert. Die Erwärmung bodennaher Luftschichten erfolgt ungleichmäßig; über Land rascher und intensiver als über Wasser, im europäischen Gebirge weniger als über nordafrikanischen oder orientalischen Wüsten. Bei rascher Erwärmung und rasantem Luftaufstieg fällt der Luftdruck am Boden, es bilden sich lokale „Hitzetiefs“ (beispielsweise über dem spanischen Hochland oder über Anatolien/Kleinasien). Unter diesen Bedingungen kann sich keine stabile Hochdruckbrücke bilden.

Dehnt sich das Azorenhoch im Sommer hinreichend weit nach Norden, werden vom Atlantik heranziehende Tiefdruckgebiete auf eine weit nördlich verlaufende Zugbahn gezwungen. Sie verlieren dadurch ihren Einfluss auf das Wetter hierzulande und die Menschen in Mitteleuropa erleben Hochsommerwetter.

Heuer (in diesem Jahr) ist der Hochdruck-Brückenbau fragil. Nur selten reckt sich ein Ableger des Azorenhochs, ein schmaler Hochdruckkeil, so weit nach Norden, dass Süddeutschland und Österreich erreicht werden. Weiter nördlich dominiert weiterhin Wetterwechsel im Takt der Tiefdruckgebiete, die vom Atlantik in Richtung Baltikum und Nordmeer vorüber ziehen.

Quellen:

Dipl.-Met. Robert Hausen: Ein Hoch auf die Azoren. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 27.07.2016

Erstellt am 2. August 2016
Zuletzt aktualisiert am 2. August 2016

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