Wetter

Hitze-Schock belastet Gesundheit

von Holger Westermann

Im Vergleich zu anderen Jahren war heuer (in diesem Jahr) das Wetter im Juni kalt und feucht. Mancherorts gingen Gewitter-Unwetter nieder, die ganze Landstriche fluteten. Nur selten lockte Sonnenschein an die frische Luft. Menschen mit chronischen Erkrankungen litten besonders unter Kälte und Nässe sowie häufigem Temperaturwechsel. Nun naht die nächste Gesundheitsbelastung für wetterempfindliche Menschen: ein veritabler Temperatursprung auf 30 bis 38°C.

Auf steten Regen und Gewitter folgen nun Hitze und Schwüle. Im Hochsommer erscheinen die Wetterplagen in umgekehrter Reihenfolge, wenn sich durch intensive Sonnenstrahlung drückende Schwüle entwickelt und am Boden Blasen mit feuchtwarmer Luft entstehen, die aufsteigen und Gewitterwolken bilden. Doch in den zurückliegenden Wochen zog eine unablässig verlängerte Ketten von Tiefdruckgebieten in weitem Bogen über Mitteleuropa und wässerte aus mächtigen Regenwolken und Gewittern die Landschaften. Besonders warm war es dabei nicht und schwül wurde es nur selten - wenn Sonnenschein die Feuchtigkeit aus dem Boden verdampfte.

Nun aber droht ein markanter Temperaturanstieg. Denn ab Mitte der Woche ändert sich das Wetterlage über Mitteleuropa grundlegend. Ein kräftiges Hoch über Osteuropa (Luftströmung im Uhrzeigersinn um das Zentrum) blockiert die West-Ost-Zugbahn eines mächtigen Tiefdruckgebiets (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum), das sich auf dem Atlantik Richtung Europa bewegt. So bleibt das Atlantiktief über dem Ostatlantik hängen und etabliert im Zusammenwirken mit dem europäischen Hoch eine starke südwestlichen Strömung, die heiße, aber feuchte Luft aus den Subtropen über Nordwestafrika, Spanien, Frankreich bis nach Mitteleuropa führt.

Bereits am Mittwoch springt die Temperatur am Oberrhein (beispielsweise Freiburg im Breisgau, Baden-Württemberg) bis hinauf ins Rhein-Main-Gebiet (beispielsweise Frankfurt, Hessen) auf mehr als 30°C. Heiß und schwül wird es spätestens am Donnerstag. Dann muss bei viel Sonnenschein verbreitet mit Werten über 30°C gerechnet werden, vereinzelt können sogar 38°C erreicht werden. Womöglich können hohe Federwolken (Cirrusbewölkung) oder Saharastaub die Sonnenstrahlung ein wenig abschirmen und den Temperaturanstieg ein wenig abmildern. Doch durch den Wolken- oder Staubdeckel wird dann die Schwüle spürbar zunehmen; weshalb die gefühlte Temperatur ein vergleichbares Niveau erreichen wird.

Kühler bleibt es nur an den deutschen Küsten und im Nordwesten, wo Wind, Wolken und kräftige Gewitter kühlen. Der selbe Effekt kann auch in den westlichen Mittelgebirgen in eng begrenzten Regionen - dort wo die Gewitter niedergehen - Abkühlung bewirken.

Wie lange sich diese Wetterkonstellation hält wird durch die Stabilität des Hochdruckgebiets über Osteuropa bestimmt. Sollte es rasch schwächeln, kann das Atlantiktief bereits am Freitag ostwärts weiterziehen. Mitteleuropa erlebt dann alsbald den Durchzug der Kaltfront mit unwetterartigen Gewittern mit Sturmböen, Hagel und Starkregen. Das könnte sich bereits am Freitag abspielen - zunächst im Westen, während der Osten noch den Höhepunkt der Hitze und Schwüle erlebt.

Die Abkühlung wird von der Mehrzahl der Menschen als Wohltat empfunden; der Regen nicht unbedingt. Durch den sehr dynamischen Temperaturwechsel leiden ab Mitte der Woche Motivations- und Leistungsfähigkeit, Konzentrationsprobleme und Blutdruckschwankungen (insbesondere Blutdruckabfall) reduzieren die Effizienz bei körperlicher rund geistiger Arbeit. Auf den Straße muss nervösen und gereizten Verkehrsteilnehmern gerechnet werden - auch hinter dem eigenen Lenkrad wird eine ungewöhnlich belastete Person sitzen.

Menschen, die unter chronischen Erkrankungen leiden, werden unangenehm belastende Tage erleben. Bei fast allen Erkrankungen, für die Menschenswetter eine Vorhersage anbietet, wird die prognostizierte Wetterlage als besonders starkes Risiko eingestuft. Einige Vorhersagen zeigen mit „violett“ die Höchste Warn- oder Risikostufe. Diese Patientengruppen sollten sich für diesen Zeitraum nur wenig zusätzliche Belastungen zumuten und unabwendbare Aufgaben, beispielsweise Einkäufe, frühzeitig erledigen. Zu Beginn der kommenden Woche wird wieder „normales“ Sommerwetter ohne markante Gesundheitsbelastung erwartet.

Quellen:

Dipl.-Met. Christian Herold: Hitze ante portas. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 20.06.2016

Erstellt am 20. Juni 2016
Zuletzt aktualisiert am 20. Juni 2016

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