Wetter

Wetterregeln zur Rasenpflege

von Holger Westermann

Rasen

In der Mehrzahl mitteleuropäischer Gärten gruppieren sich Sträucher und Bäume um eine ausgedehnte Rasenfläche. Während die holzigen Gewächse nur sporadisch Pflege bedürfen, verlangt das zentrale Grün nach stetem Arbeitseinsatz: sprengen (wässern) und mähen, vertikutieren (Anritzen der Grasnarbe), aerifizieren (Belüftung des Bodens), düngen und nachsäen. Nachlässigkeiten werden sofort sichtbar. Moos und unerwünschte Wildkräuter (früher auch Unkraut genannt) breiten sich aus, die Dichte der Halme lichtet sich, nach warmen Regentagen reckt sich der Rasen rasant, bei Hitze verdorrt er zur braungrauen Steppe.

Im Frühling sind die Wachstumsbedingungen für Rasen ideal. Gartenbesitzer bemerken mächtigen Wachstumsdrang - das Intervall zwischen Mäheinsätzen währt selten länger als eine Woche. Das Sprießen stimuliert dabei der Dreiklang aus Wasser, Wärme und Sonnenschein.

Wasser ist unverzichtbare Voraussetzung damit Pflanzen wachsen. Im Winter ist der Boden trocken; Niederschläge bilden eine Schneeschicht über dem Boden oder die Feuchtigkeit im Boden ist gefroren. Schneeschmelze und Regen im Frühling durchfeuchten die obere Bodenschicht und wässern auch Wurzeln, die nur wenige Zentimeter ins Erdreich ragen. In den Sommermonaten kann die Verdunstung je nach Bodenart täglich über 5 Liter pro Quadratmeter betragen. Gerade flachwurzligen Pflanzen wird rasch die lebensnotwendige Feuchtigkeit entzogen. Für Rasenflächen muss bei längeren Trockenperioden ein wöchentlicher Wasserbedarf von 25 bis 30 Liter pro Quadratmeter kalkuliert werden. In der Praxis bedeutet dies alle zwei bis drei Tage rund 30 Minuten rasensprengen - im Idealfall während der frühen Morgenstunden. Dann kann das Wasser in den Boden sickern bevor es verdunstet und steht für den Wachstumsschub während des Tages zur Verfügung. Wird am Abend gewässert rinnt das Wasser während der nächtlichen Wachstumsruhe an der oberen Bodenschicht, in der die Graswurzeln liegen, vorbei. An der Bodenoberfläche hält sich ein feuchtes Milieu in dem unerwünschte Pilze prächtig gedeihen. Gesundes Rasen-Wurzelwerk verzweigt sich stark und reicht etwa 15 cm in den Boden. In diesem dichten Geflecht kann sich Feuchtigkeit gut halten. Ist der Rasen robust kann er auch längere Trockenperiode ohne tägliches Wässern gut überstehen.

Wärme weckt das Wachstum im Frühling. Dabei ist nicht die Lufttemperatur, sondern die Wärme im Boden relevant. Die Bodentemperatur kann je nach Bodenart, Wassergehalt, Relief, Bewuchs, Geothermie erheblich von der Lufttemperatur abweichen. Trockene lockere Sandböden enthalten sehr viel Luft, die eine geringe Wärme-Speicherfähigkeit (geringe Wärmekapazität) bewirkt. Dadurch erwärmen sich solche Böden tagsüber im Sonnenschein sehr rasch und kühlen nach Sonnenuntergang sehr schnell wieder ab. Die oberflächennahe Temperatur zeigt einen großen Temperaturgang (extreme Temperaturschwankungen während des Tageslaufs). Demgegenüber zeigen lehmige Böden mit einem hohen Wasseranteil eine große Wärmekapazität. Sie erwärmen sich zwar nur sehr langsam, können aber die Wärme dann besser speichern und kühlen entsprechend langsam aus. Diese Böden bleiben auch während der Nacht vergleichsweise warm. Deshalb wird es bei einer Strandparty abends oft kühl, während die Feier im benachbarten Garten noch bei angenehmer Wärme stattfindet. Bei bewölktem Himmel gleichen sich Luft- und Bodentemperatur (in 5 cm Tiefe) weitgehend.

Für Rasen beträgt die optimale Bodentemperatur für das Wurzelwachstum 10 bis 18°C, die Temperatur für das optimale Sprosswachstum 15 bis 24°C. So markiert die Spanne zwischen 15 und 18°C den Temperaturbereich, bei der der Rasen sowohl unter- als auch oberirdisch am besten gedeiht. Das betrifft hierzulande das Frühjahr, den Spätsommer und Herbstanfang. In milden Winterepisoden wachsen die Rasenwurzeln während sich das sichtbare Gras kaum merklich reckt. Fällt die Temperatur unter 0,5°C oder steigt sie über 25°C, stoppt das Wurzelwachstum. Die kritischen Werte für das Sprosswachstum sind 5°C als Minimum und 32°C als Maximum. Daher sollte man bei Hitze im Hochsommer auf einen Rasenschnitt verzichten, zumindest aber die Schnitthöhe nach oben regulieren. Die längeren Triebe verdorren nicht so rasch und der Rasen wird ohnehin erst wieder merklich wachsen, wenn kühlere Luft das Wetter bestimmt.

Licht und Sonnenstrahlung steht derzeit, rund sechs Wochen vor der Sommersonnenwende, im Überfluss zur Verfügung. Selbst bei wolkenverhangenem Himmel fällt noch mehr als genug Licht auf die Grashalme, dass durch Photosynthese in ausreichenden Mengen Zucker produziert werden kann. Die Farbstoffe Chlorophyll a und b sowie Beta-Carotin absorbieren vor allem blaues Licht (450nm Wellenlänge) und rotes Licht (700nm). Je höher die Sonne im Zenith steht, je näher das aktuelle Datum der Sommersonnenwende ist, um länger währt die tägliche Dauer der Sonnenstrahlung und um so intensiver ist die durchschnittliche Sonnenstrahlung. Zur „dunklen Jahreszeit“ während des Winters stoppt das Rasenwachstum, da es am allem mangelt: womöglich an Wasser, sehr wahrscheinlich an Wärme und sicherlich an der Sonnenlicht.

Derzeit wechseln sich die Idealbedingungen ab. Die letzten Tage wurde bei einer Lufttemperatur über 20°C das Sprosswachstum gefördert, in den nächsten Tagen zieht ideales Wurzelwetter auf: Regen bei 10 bis 15°C. Der ideale Termin fürs vertikutieren (recht grobe Rasen-Behandlung zur Bodenbelüftung und zum Entfernen von Moos und Verfilzungen) wäre nach Abschluss der Wurzelstärkung durchs kühle Regenwetter, so lange der Boden noch gut durchfeuchtet ist - bevor sich die nächste trockene Wärmeperiode ankündigt. Heuer (in diesem Jahr) sicherlich ein Termin nach Pfingsten.

Quellen:

Dipl.-Met. Robert Hausen (2016): Das Wetter und der Rasen. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 09.05.2016

Erstellt am 10. Mai 2016
Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2016

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