Wetter

Aprilwetter wie aus dem Bilderbuch

von Holger Westermann

Primeln mit SchneePrimeln ohne Schnee

Die aktuelle Wetterlage präsentiert die gesamte Palette mitteleuropäischer Witterung. Eine stabile Luftmassengrenze scheidet kühle Meeresluft im Norden von warmer Subtropikluft im Süden. Ein weit in die Atmosphäre hinauf ragendes Tief (Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn um das Zentrum) über der Iberischen Halbinsel transportiert von Südwesten Warmluft nach Mitteleuropa. Ein Hoch (Luftströmung im Uhrzeigersinn) über den britischen Inseln führt von Nordosten her polare Kaltluft heran. Große Temperaturgegensätze auf engem Raum garantieren eine spektakuläre Wetterentwicklung.

Derzeit ist das Wetter hierzulande ist ein abstraktes Mosaik. Schroffe Kanten mit großen Kontrasten anstelle weicher Linien mit moderaten Übergängen charakterisieren die Wetterlage. Mit dem ersten Warmluftvorstoß am letzten Märztag stieg das Thermometer südlich von Donau und Main bei Sonnenschein über 20°C, westlich des Starnberger Sees (Bayern) auf knapp 25°C. Entlang der Alpen unterstützte Föhn die rasche Erwärmung. Beim überqueren der Bergkette in Süd-Nord-Richtung verliert die Mittelmeerluft beim Aufstieg am Südhang Feuchtigkeit, dort regnet es. Beim dynamischen Absinken an der Nordseite (Fallwind) erwärmt sich die Luft adiabatisch. Der im Tal höhere Luftdruck lässt die Lufttemperatur steigen; um ca. 1°C je 100m. Bei einer Gipfelhöhe von 2.500m (Zugspitze 2.962m) und einer Talsohle von 500m (Starnberg, 588m) ergibt sich ein Temperaturanstieg von 20°C.

Den Gegenpol bildet das Hochdruckgebiet „Leo“ über Großbritannien. Bei geringer Bewölkung ist es dort bitterkalt. Norddeutschland erwacht mit Frost am Morgen: Hamburg bei -2°C und in Schleswig-Holstein sogar -3,6°C. Östlich des Hochs drehte der Wind auf Nord, Polarluft strömt heran und kühlt Wasser wie Landschaft. Nord- und Ostsee wirken aufgrund der niedrigen Oberflächentemperatur wie Kühlakkus. So kann selbst bei Sonnenschein die Temperatur zur Mittagszeit nicht so stark ansteigen wie in küstenfernen Regionen.

Entlang der Luftmassengrenze wurde die Luft zum Aufsteigen gezwungen, es bildeten sich Wolken. Vom Saarland über das Thüringer Becken bis in die sächsische Lausitz regnet es reichlich (rund 20 l/m2 in 24 Stunden). Schnee fiel zunächst nur oberhalb von 800m, im Rothaargebirge (Nordrhein-Westfalen, Hessen) und im Harz (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen). Aufgrund der steten Kaltluftzufuhr, der nächtlichen Abkühlung sowie Verstärkung der Niederschläge (Niederschlagsabkühlung) sank die Schneefallgrenze deutlich. Zu Beginn der Aprilwetter-Saison schneite es auf den Autobahnen A4, A5 und A7. Erfurt meldete am frühen Morgen 13cm Neuschnee. So viel war dort im gesamten Winter nicht gefallen.

Derzeit verlagert sich Hoch „Leo“ ostwärts; Mitteleuropa gelangt an die Westflanke und damit auf die Warmluftseite. Das Tiefdruckgebiet im Süden (über Spanien) und das Hoch im Norden (Ostsee, Polen) wirken nun wie ein unterstützendes Förderband für milde Mittelemeerluft. Die Lufttemperatur steigt bei Sonnenschein auch in Norddeutschland über 15°C, im Süden sind mehr als 20°C möglich. Entlang der Alpen steigt die Temperatur mit Föhnunterstützung auch an die 25°C. In Österreich kann es mit mehr als 25°C auch den ersten Sommertag des Jahres geben.

Vorgestern Kälte und Wolken, gestern noch Regen und Schnee, heute Hochnebel und morgen Sonnenschein mit sommerlicher Wärme - der April präsentiert sein komplettes Wetterangebot.

Quellen:

Dipl.-Met. Robert Hausen: Gegensätze über Deutschland: Biergartenwetter im Süden - Regen und Schnee in der Mitte - Nachtfrost im Norden. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 01.04.2016

Erstellt am 2. April 2016
Zuletzt aktualisiert am 3. April 2016

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Gesundheitsrisiko Temperatursturz im April

Nach einer rekordverdächtigen Warmwetterphase von Februar bis Mitte April, ist jetzt das kühle wechselhafte April-Wetter mit Wind, Regen und vereinzelt auch Schneefall zurück. Der Temperatursturz um 15 bis 20°C ist an sich schon ein Gesundheitsrisiko, doch die physiologische und psychologischen Herausforderungen sind diesmal besonders drastisch. weiterlesen...


Admarker

Der digital Asthma-Helfer für die Tasche

Breazy Health


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...